Unsere wachsende be yogi Gemeinschaft praktiziert Yoga in dem Bewusstsein, dass jeder Atemzug eine tiefe Wirkung haben kann. Heute möchten wir uns von der Schöpfungsgeschichte aus der tantrischen Yoga-Philosophie inspirieren lassen. Wir erkunden die Balance von weiblicher und männlicher Energie – von Yin und Yang – und fragen uns, warum manche Yoga-Lehrende gendern.
In der tantrischen Yoga-Philosophie beginnt die Schöpfung mit einem kosmischen Tanz zwischen Shiva und Shakti. Die beiden sind die Verkörperungen männlicher und weiblicher Energien. Shiva, das Bewusstsein, ist die stille, unveränderliche Präsenz, während Shakti, die Energie, dynamisch und kreativ ist. Gemeinsam erschaffen sie das Universum in einem ständigen Fluss von Bewegung und Ruhe, von Entstehung und Auflösung.
Diese archetypischen Energien finden sich nicht nur im Kosmos, sondern auch in jedem von uns. Sie manifestieren sich in unserer täglichen Praxis, in unserem Denken und Fühlen. Bei be yogi streben wir danach, diese Kräfte in uns zu erkennen und zu harmonisieren. In einer Welt, die oft von Ungleichgewichten geprägt ist, können wir durch die dynamische Balance von Yin und Yang (Tao) inneren und äußeren Frieden finden – ohne erneut in die Mühlen der Alltags-Geschwindigkeit zu geraten.
Die Kraft der Balance von Yin und Yang
Yin repräsentiert das Weibliche, das Empfangende, das Kühle (Mond-Energie) und Ruhige. Yang steht für das Männliche, das Gebende, das Warme und Aktive. Beide Kräfte sind nicht getrennt, sondern ergänzen sich und sind in einem ewigen Wechselspiel miteinander verbunden: sie bilden eine dynamische Balance.
Warum ist die Balance von Yin und Yang so wichtig? In einer Welt, die oft von Stress und Hektik dominiert wird, verlieren wir leicht das Gleichgewicht. Wir tendieren dazu, entweder zu viel zu tun und uns zu verausgaben (ein Übermaß an Yang) oder in Passivität und Lethargie zu verfallen (ein Übermaß an Yin). Die tantrische Yoga-Philosophie lehrt uns, dass wahres Wohlbefinden und spirituelles Wachstum nur durch die Harmonisierung dieser beiden Kräfte erreicht werden kann.
Indem wir uns von der Schöpfungsgeschichte inspirieren lassen, erkennen wir, dass jede Handlung, die aus einem Zustand des Gleichgewichts heraus erfolgt, eine transformative Kraft hat. Jede Yoga-Praxis, die wir mit Bewusstsein und Achtsamkeit ausführen, trägt dazu bei, diese Balance zu fördern – in uns selbst und in der Welt um uns herum.
Sollte – oder muss – ich gendern?
Yoga oder Tantra sind aus meiner Sicht nicht gegen das Gendern. Eher im Gegenteil: Gendern fördert die sprachliche und gesellschaftliche Anerkennung der Vielfalt von Geschlechtsidentitäten. Dies harmoniert mit der tantrischen Idee, dass äußere Kategorien wie Geschlecht, Status oder Klassenzugehörigkeit einen Menschen nicht bestimmen sollten. Vielmehr liegen die wahre Essenz und Freiheit des Individuums jenseits dieser Kategorien, in einem Zustand der Einheit und des Bewusstseins. Tantra strebt danach, diese innere Freiheit durch spirituelle Praktiken und die Überwindung dualistischer Sichtweisen zu erreichen.
Die Überwindung dualistischer Kategorien, die sowohl im Tantra als auch beim Gendern angestrebt wird, führt zu einem tieferen Verständnis von Identität und Menschlichkeit. Während Tantra durch die Vereinigung von Gegensätzen wie Shiva und Shakti zur spirituellen Erleuchtung führt, trägt das Gendern dazu bei, eine inklusivere und respektvollere Gesellschaft zu schaffen, in der alle Geschlechtsidentitäten anerkannt und wertgeschätzt werden.
In diesem Sinne kann der Krieger durchaus auch eine Kriegerin sein. Auf jeden Fall tragen beide gleichermaßen Stärke, Mut und spiritueller Weisheit.
Namaste.