Warum der Weg zum/r Yogalehrer:in mehr ist als eine Ausbildung
Manchmal beginnt Veränderung leise, nicht mit großen Worten an, sondern mit einem Gefühl, das man kaum benennen kann. Vielleicht spürst du, dass dein Alltag funktioniert, aber nicht mehr erfüllt. Du tust, was getan werden muss, und trotzdem fehlt „etwas“ – du fragst dich, kann das schon alles gewesen sein?
Manche Menschen finden dieses „etwas“ auf der Yoga-Matte. Sie kommen zum Üben, um sich zu bewegen oder zur Ruhe zu kommen, und merken irgendwann, dass Yoga „etwas“ verändert – nicht nur den Körper, sondern das Leben. Der Atem wird ruhiger, Gedanken werden klarer, und etwas im Inneren erinnert sich daran, dass es mehr gibt als Funktionieren.
So beginnt für viele der Weg in die Yoga-Lehrerausbildung. Nicht, weil sie unbedingt unterrichten wollen, sondern weil sie verstehen möchten, was Yoga eigentlich ist. Was passiert, wenn man atmet, wahrnimmt, still wird? Und warum wirkt das alles so tief, obwohl man scheinbar „nur“ den Körper bewegt?
Von der Praxis zur Haltung
In unserer westlichen Kultur wurde Yoga oft zu etwas gemacht, das man macht: zu Kursen, Zertifikaten, Sequenzen. Auch wir, die wir Yoga verbreitet haben, tragen Verantwortung für diese Vereinfachung. Aber Yoga war nie eine Technik, die man lehren konnte, sondern ein Zustand, der sich zeigt, wenn man die Bedingungen dafür schafft.
Deshalb sagen wir bei be yogi: Wir lehren nicht Yoga – wir schaffen Räume, in denen Yoga sich zeigen kann. Das ist auch der Grund, warum wir den Ahaweg 2 eröffnet haben. Wir lehren Bewegung, Atem, Achtsamkeit und das Vertrauen in das, was dadurch sichtbar wird. Yoga ist keine Form, sondern ein Prozess, in dem der Körper zu einem Instrument des Bewusstseins wird.
Wenn Arbeit zu Sinn wird
Viele, die eine Ausbildung beginnen, stehen nicht nur yogisch, sondern auch beruflich an einem Wendepunkt. Sie wünschen sich eine Tätigkeit, die sie trägt, anstatt sie auszubrennen. Etwas, das mit ihren Werten übereinstimmt und anderen zugutekommt.
Im be yogi Verständnis nennen wir das einen Seelenjob: eine Arbeit, in der man seine Gaben sinnvoll einsetzt, Verantwortung übernimmt und Verbundenheit erlebt. Das ist kein romantisches Ideal, sondern eine Haltung. Im Yoga wird sie mit drei Begriffen beschrieben: Dharma, das Handeln im Einklang mit dem eigenen Sinn; Seva, der dienende Einsatz der eigenen Fähigkeiten; und Karma Yoga, die bewusste Verantwortung für das Ganze.
Wer auf diese Weise lebt und arbeitet, spürt, dass Glück kein Ziel ist, sondern die Folge von Bewusstheit. Oder, wie wir sagen: Glück ist die Überwindungsprämie für die Erweiterung der eigenen Haltung.
Wie Entscheidungen reifen
Der Entschluss, eine Yoga-Lehrerausbildung zu machen, fällt selten spontan. Er wächst aus einer Erfahrung heraus: dem Wunsch, tiefer zu verstehen. Manchmal braucht es Mut, diesem Impuls zu folgen. Denn wer Yoga wirklich erforschen will, begegnet nicht nur seinem Körper, sondern auch sich selbst. Diese Begegnung kann fordernd sein – aber sie ist immer heilsam.
Wenn Bewusstseinskräfte erwachen
Mit der Zeit verändert Yoga die Wahrnehmung: Man beginnt, Dinge anders zu sehen, hört besser zu, reagiert weniger automatisch. Diese Veränderungen sind die sogenannten Siddhis – Bewusstseinskräfte, die laut Patanjali aus Übung, Konzentration und Selbsterkenntnis erwachsen.
„Aus der Konzentration auf verschiedene Ebenen des Seins erwachsen besondere Fähigkeiten. Doch sie sind keine Vollendung, sondern Prüfsteine auf dem Weg.“
Yoga Sutra III.16–III.50
Siddhis sind Ausdruck innerer Reife. Sie zeigen sich als Geduld, als Präsenz, als innere Ruhe oder als Mitgefühl. Vielleicht erkennst du dich in der Anpassungsfähigkeit eines Chamäleons wieder, in der Resilienz der Ameise oder der Geduld des Elefanten.
Solche Qualitäten entstehen aus Bewusstsein, nicht aus Ehrgeiz. Und sie wirken nicht nur in dir, sondern durch dich – besonders, wenn du Teil eines Teams bist. Auch im Miteinander entfalten sich diese Bewusstseinskräfte. Wenn Menschen sich gegenseitig Raum geben, Verantwortung teilen und Vertrauen leben, entsteht eine Form kollektiver Intelligenz, die Yoga als „Einheit in Vielfalt“ beschreibt. Katharina Wirtz und Claudia Odesser nennen das in ihrem Buch „Die 10 Superkräfte erfolgreicher Teams“ anders, aber ähnlich: Sie zeigen, dass erfolgreiche Zusammenarbeit nicht aus Rollen, sondern aus Haltungen entsteht.
Yoga würde sagen: Superkräfte entstehen nicht, weil wir etwas besonders gut können, sondern weil wir uns selbst erkannt haben. Wenn Bewusstheit geteilt wird, wird sie zu sozialer Energie. Und vielleicht liegt genau darin der tiefste Sinn von Yoga: Bewusstseinsarbeit, die das Ich nicht stärkt, sondern das Wir.
Dieser Beitrag ist interessant?
Du liest gerade einen Auszug aus dem Workbook für die Yoga-Ausbildung bei be yogi. Wir sind nicht nur von der Yoga Alliance zertifiziert (RYS-200), sondern auch AZAV Bildungsträger (d.h. du kannst Bildungsurlaub beantragen). Während der Ausbildung tauchst du tief in Yoga-Philosophie, Anatomie und Asana-Kunde ein. Die nächste Grundausbildung findet an Ostern (4. – 19.4.26) statt. Bist du dabei?
Der Ahaweg
Manche Wege brauchen einen Ort. Der be yogi Campus im historischen Forsthaus am Ahaweg ist so ein Ort. Umgeben von Bäumen, Licht und Ruhe lädt er ein, wahrzunehmen, was in uns schwingt, wenn wir uns erlauben, still zu werden.
Doch der Ahaweg ist mehr als eine Adresse – er ist ein Symbol. Er steht für den Aha-Moment, in dem du begreifst, dass Erkenntnis nicht durch Belehrung entsteht, sondern durch Erfahrung. Folge deinem Ahaweg bedeutet: Vertraue dem, was sich in dir zeigt. Nicht, weil jemand sagt, dass es richtig ist, sondern weil es sich stimmig anfühlt.
Die Ausbildung zum/r Yoga-Lehrer:in bei be yogi ist kein Lehrgang im herkömmlichen Sinn. Sie ist ein Prozess, der Wissen, Bewegung und Bewusstsein miteinander verbindet. Du lernst Anatomie, Didaktik, Philosophie, Meditation und Achtsamkeit – aber vor allem lernst du, zu lehren, ohne zu belehren. Du lernst, Raum zu halten – für dich und für andere. Du lernst, Yoga nicht zu erklären, sondern erlebbar zu machen. Und am Ende geht es weniger darum, etwas zu „können“, sondern darum, dich in diesem Weg wiederzuerkennen. Denn Yoga ist keine Methode. Yoga ist ein Zustand. Er kann nicht gelehrt, nur erfahren werden.
Folge deinem Ahaweg. Denn das größte Ziel des Yoga ist nicht, besser zu werden, sondern echter.
