Das Jahresende ist ein besonderer Moment. Es ist die Zeit, in der wir – oft unbewusst – Bilanz ziehen: Was war gut? Was hat Kraft gekostet? Und wie möchte ich weitermachen? Kurz: Wie möchte ich das Jahr gut abschließen.
Im ZUM GLÜCK Coaching verstehen wir diesen Übergang als bewussten Prozess: vom äußeren Tun zum inneren Sein. Nicht, um Zahlen zu bewerten oder Ziele zu prüfen, sondern um zu erkennen, was uns wirklich nährt und was wir loslassen dürfen. Die folgenden sechs Impulse bilden eine kleine Reise: vom Alltag in die Tiefe, vom Machen zum Reflektieren – und schließlich zurück in Begegnung und Verbundenheit.
TIPP: Zu diesem Thema gibt es am Sa., 29.11.2025 einen Workshop. Hier kannst du dich anmelden.
1. Prioritäten im Job – Vom Tun zum Spüren
Für viele Menschen beginnt der Jahresrückblick im Beruf. Der Kalender war voll, die Ziele hoch, und irgendwo dazwischen blieb das Gefühl auf der Strecke, wirklich selbstbestimmt zu leben. Im Coaching erleben wir oft: Überlastung ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von fehlender Priorität. Wir übernehmen zu viel Verantwortung – und wundern uns, warum das Leben sich eng anfühlt.
Eine einfache Geschichte macht das deutlich: Eine Frau kommt nach Hause, der Keller steht unter Wasser. Innerhalb von zwei Tagen findet sie sieben Stunden Zeit, um alles zu regeln – Zeit, die sie sonst „nicht hatte“. Die Geschichte stammt aus einem Vortrag der Zeitforscherin Laura Vanderkam (TED Talk „How to Gain Control of Your Free Time“, 2016). Sie nutzt sie, um zu zeigen: Zeit ist elastisch. Sie dehnt sich nach dem, was uns wirklich wichtig ist.
Wenn du also das Gefühl hast, dass dein Alltag dich lenkt, statt du ihn, dann schau hin, wofür du deine Energie einsetzt. Im Coaching nutzen wir dazu eine kleine Übung: Stell dir vor, du schreibst jetzt schon deinen Jahresrückblick für 2026. Welche drei bis fünf Ereignisse haben dein Jahr großartig gemacht? Trag sie jetzt ein – nicht als Wunsch, sondern als Entscheidung. So entsteht Orientierung, bevor das neue Jahr beginnt.
2. Beziehungen & Arbeitsteilung – Verantwortung gemeinsam tragen
Nach dem beruflichen Alltag folgt ein zweiter Bereich, der unser Wohlbefinden prägt: die Beziehung zu anderen. Viele Paare kommen ins Coaching, weil sich über die Jahre kleine Ungleichgewichte eingeschlichen haben – besonders, wenn Kinder oder pflegebedürftige Angehörige im Spiel sind. Männer überschätzen, Frauen unterschätzen oft ihren Anteil an Care- und Hausarbeit. Der sogenannte Gender Care Gap liegt in Deutschland bei über 40 % (Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2023).
Unzufriedenheit entsteht, wenn Arbeit unsichtbar bleibt. Der erste Schritt ist deshalb: Transparenz. Schreibt auf, welche Aufgaben ihr beide im Beruf, im Haushalt und in der Familie übernehmt. Diese Liste ist kein Vorwurf, sondern eine Landkarte. Erst wenn klar ist, wer was tut, kann echte Fairness entstehen.
Partnerschaft ist ein Lernfeld für Gleichgewicht. Wenn beide Verantwortung übernehmen, wächst gegenseitiges Verständnis – und mit ihm oft auch die Nähe, die im Alltag verloren gegangen ist.
3. Abschied & Trauer – Wandel annehmen
Manche Jahre fordern uns stärker heraus als andere. Verluste – ob durch Tod, Trennung oder Veränderung – machen deutlich, dass nichts für immer bleibt. Yoga lehrt: Alles ist Wandel (Anitya). Was vergeht, wird nicht bedeutungslos; es verändert nur seine Form.
Früher glaubte man, man müsse „loslassen“, um Platz für Neues zu schaffen. Diese Sicht geht auf Sigmund Freud zurück, der in seiner „Trauerarbeit“-Theorie (1917) davon ausging, dass Heilung durch Ablösung geschieht. Heute sehen Psycholog:innen das differenzierter: Wir müssen nicht vergessen, um weiterzugehen. Die Menschen, die wir verloren haben, bleiben – auf andere Weise.
Im Coaching arbeiten wir deshalb mit Trauerbriefen (vgl. Lene Holm Larsen, „Letter Writing as a Clinical Tool in Grief Psychotherapy“, Omega – Journal of Death and Dying, 2024). Sie geben Gefühlen einen sicheren Raum. Wer schreibt, kann Erinnerungen würdigen, Worte finden für das, was unausgesprochen blieb, und langsam Heilung erfahren.
Trauer ist kein Rückschritt. Sie ist ein Ausdruck von Liebe, die keine Adresse mehr braucht – aber weiterhin wirkt.
4. Selbstvergebung – Frieden schließen mit dem eigenen Weg
Nach dem Loslassen öffnet sich Raum für Vergebung – vor allem für uns selbst. Viele Menschen blicken am Jahresende zurück und hören in sich Sätze wie: „Ich hätte…“, „Ich müsste…“, „Ich war nicht genug.“ Diese Stimmen gehören zum Ego, das Perfektion will. Doch Entwicklung braucht Mitgefühl, nicht Urteil.
Im ZUM GLÜCK Coaching gilt: Situationen sind selten an sich gut oder schlecht – entscheidend ist, mit welcher Haltung wir ihnen begegnen. Statt „Ich habe alles falsch gemacht“ könnte es heißen: „Ich habe getan, was ich damals konnte – und daraus gelernt.“
Selbstvergebung bedeutet, sich von der Identifikation mit Schuld und Versagen zu lösen. Sie ist kein Akt des Vergessens, sondern des Erinnerns: „Ich erinnere mich daran, dass meine Essenz unversehrt ist – auch wenn mein Handeln unvollkommen war.“
In der Yoga-Philosophie entspricht das dem Weg des Karma Yoga – der bewussten, verantwortlichen Handlung – und dem Prinzip von Ahimsa, der Gewaltfreiheit gegenüber sich selbst. Wer sich selbst vergeben kann, schafft Raum für Entwicklung. Frieden entsteht, wenn das Urteil endet.
5. Selbstreflexion – Muster erkennen, statt sie zu wiederholen
Vergebung öffnet das Herz, Reflexion öffnet den Geist. Im Coaching nutzen wir dafür das distanced self-reflection diary, eine Methode aus der modernen Psychologie (vgl. Kross & Ayduk, 2017), die zeigt: Wer über sich selbst in der dritten Person schreibt, schafft inneren Abstand und kann Emotionen regulieren. Beispiel: Statt „Ich bin gestresst“ heißt es „Sie merkt, dass sie sich wieder unter Druck setzt.“ Dieser Perspektivwechsel verändert alles.
Im Yoga findet sich dasselbe Prinzip in der Haltung von Sakshi Bhava – dem inneren Zeugen. Sie lädt dazu ein, das eigene Erleben zu beobachten, ohne sich damit zu identifizieren. So wird Selbstreflexion zur Praxis der Freiheit: Wir erkennen Muster, verstehen Zusammenhänge und lernen, bewusster zu handeln.
Diese Form des Schreibens oder Nachdenkens ist kein Rückzug, sondern ein Training der Bewusstheit – die Basis für innere Stabilität.
6. Das wichtigste Gespräch des Jahres – Verbindung leben
Wenn Klarheit und Mitgefühl gewachsen sind, ist es Zeit, wieder nach außen zu treten. Denn Bewusstsein entfaltet seine Kraft erst in Beziehung.
Ein einfaches, aber tiefgehendes Ritual zum Jahresende sind die 36 Fragen des Psychologen Arthur Aron (Aron et al., Personality and Social Psychology Bulletin, 1997). Zwei Menschen stellen sich abwechselnd persönliche Fragen, hören zu und antworten ehrlich. Nach kurzer Zeit entsteht spürbare Nähe – unabhängig davon, ob sie sich schon lange kennen oder gerade erst begegnen.
Einige dieser Fragen lauten:
- Wofür bist du in deinem Leben am dankbarsten?
- Was möchtest du in den nächsten Jahren lernen oder erleben?
- Welche Erinnerung soll bleiben, wenn man einmal an dich denkt?
Solche Gespräche erinnern uns daran, dass Verbindung nicht von selbst geschieht. Sie braucht Aufmerksamkeit, Zeit und den Mut, sich wirklich zu zeigen. Vielleicht ist das der schönste Weg, ein Jahr zu beenden: mit einem Gespräch, das Tiefe hat.
Zum Glück Coaching in Karlsruhe
Du liest gerade einen Beitrag von Ulla Fröhlich-Strauß. Wenn dich das Thema anspricht, hast du im Coaching die Möglichkeit, tiefer einzusteigen. Ulla begleitet dich dabei, dich selbst, deine Homies, dein Team, dein Geschäft, … die Welt mit anderen Augen zu erleben. Oft fühlen wir uns glücklicher, wenn wir unsere eigene Haltung erweitern. Und das ist es schon, was Zum Glück Coaching für dich sein könnte. Neugierig? Dann lass uns sprechen – das erste Kennenlernen ist kostenfrei, buche jetzt deine Happy Hour.
Vom Ego zur Essenz
Das Jahr gut abschließen, bedeutet nicht, es perfekt zu bewerten. Es heißt, ehrlich hinzusehen: Was war wesentlich? Was darf bleiben? Und was kann gehen?
Wenn du erkennst, was wirklich zählt – Priorität, Partnerschaft, Wandel, Vergebung, Reflexion und Begegnung – kannst du das Jahr nicht nur mit Ordnung abschließen, sondern mit Bewusstsein.
Im Yoga heißt es: Lokah samastah sukhino bhavantu – Mögen alle Wesen glücklich sein.
Vielleicht beginnt dieses Glück genau dort, wo du dir selbst mit Verständnis begegnest – und das, was war, in Frieden ruhen lässt.
TIPP: Zu diesem Thema gibt es am Sa., 29.11.2025 einen Workshop. Hier kannst du dich anmelden.
