12. Juni 2023, 7:00 Uhr morgens. Die erste Yoga-Klasse bei be yogi, Kriegsstrasse 86 in Karlsruhe – unterrichtet von Matej. Ich war aufgeregt. Nicht nur wegen der Eröffnung. Sondern weil draußen, vor der Tür, schon die Müllabfuhr rollte. Es rumpelte, es quietschte, es knallte. Ich dachte: „Es ist viel zu laut. Ich muss mich konzentrieren.“ Doch je mehr ich mich konzentrieren wollte, desto mehr hörte ich Schritte. Autotüren. Gespräche auf dem Gehweg, eine Fahrradklingel – jemand schreit… sind das die Nachbarn von der TÜR… Und immer wieder mein Gedanke: „Wie soll hier jemals Achtsamkeit entstehen?“ Genau das war der Moment, in dem ich begann, Yoga wieder ein bisschen besser zu verstehen.
Nicht viel später gab es eine sehr zeitkritischen Leitartikel in DER SPIEGEL über die Achtsamkeitsblase (kostenpflichtiger Inhalt) und ich habe länger über eine Antwort nachgedacht. Sie lautet:
Achtsamkeit ist kein Rückzug
Teilweise verwechseln manche Achtsamkeit mit Stille – oder besser: mit äußerer Stille. Wir glauben, dass wir ruhige Räume brauchen, Kerzenlicht, vielleicht meditative Musik oder zumindest schalldichte Fenster und Räucherstäbchen und ein Brunnen sollte plätschern. Und ja: Das alles kann helfen. Aber das ist nicht die Essenz.
Die Erfahrung an der Kriegsstraße hat mich gelehrt: Wahre Achtsamkeit beginnt genau dort, wo ich aufhöre, gegen das Außen zu kämpfen. Die Geräusche waren nicht das Problem. Mein Widerstand gegen sie war es. Schon wieder eine Frage der Haltung.
Den Geist zur Ruhe zwingen 😉
In meiner ersten Stunde habe ich versucht, „mich jetzt und hier ganz und gar zu konzentrieren“. Das bedeutete: Ich wollte alles ausblenden, was nicht Yoga war – Yoga ist, den Geist zur Ruhe zwingen… Aber so steht es eben nicht in den alten yogischen Schriften. Und so spaltete sich mein Geist. Ein Teil versuchte, bei der Übung zu bleiben – der andere kämpfte gegen Lärm, gegen Gedanken, gegen das Gefühl: „So geht das nicht.“
Erst als ich aufhörte, mich zu wehren, wurde es ruhig. Nicht draußen – sondern in mir.
Die Weisheit der Müllabfuhr
Heute sagen wir manchmal scherzhaft: „Wenn du hier bei be yogi meditieren kannst, kannst du es überall.“ Und ja – es stimmt. Aber es ist mehr als ein Witz. Es ist eine Haltung.
Die Müllabfuhr ist gekommen, wann sie kommen musste. Die Passanten laufen, weil sie ihren Weg gehen. Die Nachbarn gehen rein und raus, weil sie hier genauso leben wie wir. Wir teilen diesen Ort mit der Welt. Und das ist kein Hindernis – das ist auch unser Übungsfeld. Statt gegen das Leben vor der Tür anzukämpfen, kann ich es zum Lehrer machen. Der Lärm erinnert mich: Bin ich wirklich wach? Oder will ich gerade nur fliehen?
Raum im Geist statt Ruhe im Außen
Krishnamurti schreibt: Ein voller Geist kann nicht zuhören. Was er meint: Wenn wir voller Meinungen, Erwartungen, Ideale oder Selbstverurteilung sind, ist kein Platz für echte Wahrnehmung. Das gilt nicht nur für Gespräche, sondern auch für Yoga. Nur wenn ich Raum im Kopf schaffe – statt Ruhe im Außen zu fordern – wird echte Aufmerksamkeit möglich.
Unsere Umgebung ist auch nicht unser Feind. Im Gegenteil: Sie ist unsere Gelegenheit. Der klingelnde Radfahrer, der bellende Hund, die vibrierende Straßenbahn – sie fordern keine Abgrenzung, sondern Bewusstheit. Sie bringen uns zurück ins Jetzt. Natürlich gibt es auch hier Momente der Stille – in den frühen Morgenstunden oder abends beim Vinyasa oder Yin Yoga. Aber das Entscheidende ist: Du brauchst sie nicht, um präsent zu sein.
Yoga ist mitten im Leben – nicht abseits davon
Wenn Yoga nur in der perfekten Stille funktioniert, ist es nicht alltagstauglich. Dann bleibt es eine Flucht. Doch Yoga will kein Rückzug sein. Es will, dass wir im Lärm zentriert und im Chaos gelassen bleiben. Nicht immer. Aber immer öfter.
Zum Glück bist du hier. Wenn du neugierig bist, wie Achtsamkeit mitten im Stadtleben funktioniert – komm vorbei. Vielleicht zu einer Morgenklasse. Wenn die Müllabfuhr wieder rollt. Du kannst uns unverbindlich 14 Tage gratis testen.
Jetzt Yoga live erleben bei be yogi!
Die Theorie klingt ja schon sehr interessant. Aber am besten erfährst du einfach selbst, wie eine regelmäßige Yoga-Praxis dich gesünder & zufriedener machen kann. Bei be yogi kannst du deswegen 14 Tage lang gratis Yoga in Karlsruhe testen. Melde dich einfach zu einer der offenen Klassen an und komm vorbei!