Was hat Yoga mit Politik zu tun? Vielleicht sagst du jetzt – zum Glück nichts, ich mag nicht mal mehr Nachrichten schauen, und der ganze Rummel jetzt vor der Bundestagswahl stresst zusätzlich. Das können wir verstehen, und ja, auf den ersten Blick scheinen diese beiden Welten wenig miteinander zu tun zu haben. Allerdings kann Yoga mehr sein als deine regelmäßige Asana-Praxis auf der Matte. Yoga kann dein bewusster Weg sein, Verantwortung zu übernehmen und Zukunft zu gestalten – für dich selbst, unsere Gemeinschaft und die Welt.
So nicht! Unrecht muss beendet werden!
Eine zentrale Inspiration für den Namen unseres Studios be yogi stammt aus der Bhagavad Gita. Dort fordert Krishna Arjuna auf: „Sei ein Yogi!“ In dieser alten Schrift steht Arjuna vor einem moralischen Konflikt. Er möchte sich aus Angst und emotionaler Verwirrung vor seiner Verantwortung drücken und den Kampf aufgeben. Doch Krishna sagt ihm klar: „So nicht!“ Arjuna darf nicht aus Bequemlichkeit oder Unsicherheit handeln, sondern muss seiner Pflicht – seinem Dharma – folgen. Dabei geht es nicht um impulsives Kämpfen, sondern darum, mit Klarheit und Bewusstheit für das Richtige einzustehen.
Krishna lehrt Arjuna, dass es die Aufgabe eines Yogis ist, sich aus seinen Emotionen zu erheben, in die innere Stille zu gehen (Dhyana) und von dort aus mutig und entschieden zu handeln. Dieses Prinzip, Unrecht bewusst zu begegnen, ist eine zeitlose Botschaft, die heute genauso relevant ist wie vor Jahrtausenden.
Yogis als bewusste Mitglieder der Gesellschaft
Die Aufforderung „Sei ein Yogi!“ spiegelt die Philosophie von be yogi wider. Ulla Fröhlich-Strauß, Gründerin von be yogi, sagt: „Die tägliche Praxis auf der Matte kann unser Anker sein, aber das Leben als Yogi spielt sich auch da draußen ab. Es bedeutet, bewusst Entscheidungen zu treffen, Verantwortung zu übernehmen und mutig für Werte wie Mitgefühl, Gerechtigkeit und Pluralismus einzustehen.“
be yogi ist gegründet, um mehr zu sein, als deine „Asana-Bude“. Wir werden dazu ab Februar bei be yogi unterschiedliche Facetten von Yoga off the mat auch im Rahmen des neuen Formats Tea & Talk monatlich aufgreifen und eine offene Gesprächsrunde etablieren, in der es darum geht, die Prinzipien des Yoga in den Alltag zu tragen. Darauf freuen wir uns schon. Hier kannst du dich anmelden, um bei der Premiere dabei zu sein.
Demokratie fällt nicht vom Himmel – Warum Yoga auch politisch ist
Uli Schablin, Freundin & Leadtrainerin im Rahmen des be yogi Teacher Trainings mit dem Schwerpunkt Anatomie (Mehr zu Uli), beschreibt es so:
„Yoga ist politisch. Absolut. Meine Gedanken, meine Worte und meine Taten haben einen Effekt vom Kleinen bis zum großen Ganzen. Einfachstes Beispiel: Der achtgliedrige Pfad des Yoga nach Patanjali beschreibt Ahimsa als ersten Schritt – Gewaltlosigkeit. Was auf meinem Teller landet, jeder Einkauf ist eine politische Entscheidung. Andere Wesen als weniger wert zu betrachten ist eine politische Entscheidung und nährt Ego, Zorn, Unwissenheit, Neid, Gier, Angst, Sorgen, Niedergeschlagenheit. Aber Yoga erinnert mich, wie viel Disziplin (tapas) es benötigt, für Furchtlosigkeit, Dankbarkeit, Wohltätigkeit, Selbstbeherrschung, Gewaltlosigkeit, Selbstregulation, Wahrhaftigkeit, Mitgefühl und mehr einzustehen und sich immer wieder damit zu verbinden. Eine (Yoga-)Community oder like-minded people sind für mich dafür unverzichtbar.“
Doch es bleibt facettenreich, wie Steph Jaksch, Freundin, Haupt- und Leadtrainerin der be yogi-Ausbildung (Mehr zu Steph), beschreibt:
„Yoga an sich ist nicht politisch, aber die Art und Weise, wie es in verschiedenen Kontexten praktiziert, vermarktet und interpretiert wird, kann politische Dimensionen annehmen. Yoga kann als Mittel zum Zweck eingesetzt werden, wenn z. B. Gruppierungen sich bilden, die sich abgrenzen oder eigene Dogmen durchsetzen. Dann wird Yoga politisch. In der Grundidee ist es aber nicht so. Religion ist auch nicht politisch, wird aber für politische Zwecke eingesetzt. Die Grundidee des Yoga ist eine holistische Lebensweise – eine Philosophie. Ein Praktizieren des Alleinseins, ein Auflösen der Dualität und Polarität.“
Matej Smodis, Mentor & Leadtrainer der Ausbildung im Bereich Yoga-Philosophie (Mehr zu Matej), ergänzt:
„Wie fast alle Sachen, kann auch Yoga politisch instrumentalisiert werden, aber dabei geht es um die Meinung der Person, die Yoga praktiziert. Dazu ist Yoga auch kein einheitlicher Begriff. Auf der anderen Seite haben wahrscheinlich auch bestimmte politische Umstände dazu beigetragen, dass sich Yoga so entwickelt hat, wie wir es kennen. Im kurzen gesagt: Wenn sich jemand politisch positioniert, geht es immer um die Position der Person und nicht von Yoga. Egal, wie überzeugte Yogi er oder sie oder es ist.“
Dennoch bleibt die Frage offen: Muss Yoga politisch sein? Anna Müllner, Yoga-Lehrerin bei be yogi und Mitinitiatorin von Tea & Talk, dem ersten sozialkritischen Off-Mat-Format eines Yoga-Studios im Großraum Karlsruhe (Mehr zu Anna), bringt es auf den Punkt:
„Ob Yoga politisch ist? Die Antwort ist vielschichtig, denn wie so oft hängt sie davon ab, aus welcher Perspektive man sich ihr nähert. Wenn wir Yoga als Werkzeug für Veränderung begreifen – sowohl für unser Inneres als auch für die Welt um uns herum – wird deutlich, dass Yoga nicht nur politisch ist, sondern es auch sein muss. Yoga fordert uns nicht nur dazu auf, nach innen zu schauen, sondern auch die Augen für äußere Ungerechtigkeiten zu öffnen. Es ruft dazu auf, Verantwortung zu übernehmen und aktiv an der Gestaltung einer gerechteren Welt mitzuwirken. In einer Welt voller sozialer, ökologischer und politischer Herausforderungen könnte genau das die tiefste Form von Yoga sein: nicht nur sich selbst, sondern auch die Gesellschaft zu transformieren.“
Tipp: Weitere Aspekte und Perspektiven auf die Ausgangsfrage, ob Yoga politisch ist, findest du im Blogbeitrag zum Thema von Anna.
Sei ein Yogi – jederzeit & überall
Krishna lehrt Arjuna in der Bhagavad Gita, dass ein Yogi nicht nur für sich selbst lebt, sondern für das Wohl der Welt handelt – mit Klarheit, Mitgefühl und Entschlossenheit. Diese Botschaft ist heute genauso relevant wie damals und durchdringt alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens – und ja, damit ist Yoga auch politisch. Vor der Bundestagswahl 2025 erinnert uns be yogi daran, dass Demokratie, Freiheit und Vielfalt Werte sind, die aktiv geschützt werden wollen. Denn: „Sei ein Yogi bedeutet nicht nur auf der Matte, sondern jederzeit & überall Haltung zu zeigen.“ – Ulla Fröhlich-Strauß, Gründerin von be yogi.