Ich bin ehrlich: Als ich zum ersten Mal von den 18 Regeln der Kunst der Lebensmittel Kombination gehört habe, die es im Ayurveda gibt, ist mir die Redewendung „Bier auf Wein, das lass sein; Wein auf Bier, das rat‘ ich dir“ eingefallen. Um das schonmal vorneweg zu nehmen: Diese Regel ist nicht Bestandteil der ayurvedischen Lehre.
Gute Lebensmittel Kombination bringt mehr Wohlbefinden
Samyoga kann man wörtlich übersetzen als „Vereinigung mit“ (Yoga = „Vereinigung“, Sam = „mit“). Es geht also um das Verbinden verschiedener Lebensmittel miteinander. Die 18 Regeln, benennen sowohl besonders schädliche als auch besonders empfehlenswerte Kombinationen und Zubereitungsarten. Der Hintergedanke ist immer, das zubereitete Essen möglichst gut verträglich und leicht verdaulich zu machen.
Viele der Tipps zur Lebensmittel Kombination, Zubereitung und Lagerung sind sehr sinnvoll und heute mit moderner Wissenschaft sogar belegbar. Man sollte aber auch im Hinterkopf behalten, dass sie vor tausenden von Jahren geschrieben wurden und es damals noch keine Kühlmöglichkeiten bei der Lagerung gab oder die Hygiene u.a. der Lebensmittel schlechter war als heutzutage.
Ich möchte dir deshalb hier einmal die wichtigsten, auch heute noch sinnvollen Regelungen, vorstellen. Zuvor aber noch ein kleiner Hinweis: Bei allen Milchprodukten beziehe ich mich auf „echte“ Milch, das heißt die Regelungen gelten nicht für Mandel-Milch, Soja-Joghurt etc.
Eine sehr empfehlenswerte Lebensmittel Kombination laut der Lehren des Samyoga ist folgende: Um Hülsenfrüchte und Kohlgemüse leichter verdaulich zu machen, helfen genügend Fett (besonders Ghee), Steinsalz und Zitrone.
Arten der Lebensmittel Kombination, die du vermeiden solltest (und warum)
1. Gegensätze, zum Beispiel heiß und kalt, kombinieren.
Ja, das bedeutet, dass ein Eis mit heißen Himbeeren wegfällt und auch die kalte Limo zum warmen Abendessen. Für deinen Bauch bedeuten diese Kombinationen nämlich einen großen Aufwand. Um gut zu verdauen, möchte dieser nämlich eine gleichmäßige Temperatur halten und wenn du jetzt kaltes Eis isst und gleichzeitig heiße Himbeeren oder einen Cappuccino, dann weiß dein Magen nicht, ob er nun mehr heizen soll oder lieber herunterkühlen.
2. Milch(produkte) zusammen mit rohen Früchten, Rettich, Blattgemüse, Sesamsamen, Sesamöl, Jaggery, Wein, Senf oder Salz essen.
Heute weiß man, dass Milchprodukte und Obst gar nicht gut für deinen Verdauungstrakt sind. Das Obst fängt an im Magen zu gären und dadurch bilden sich dann Toxine im Magen-Darm-Trakt. Eine bessere Alternative wäre es zum Beispiel ein Porridge aus Getreideflocken zu kochen, das Obst in etwas Wasser zu dünsten und dann als Kompott über den Porridge geben. Dazu kannst du eine pflanzliche Milchalternative (Hafermilch, Mandel-Milch, Kokosmilch, …) verwenden.
Auch die Lebensmittel Kombination aus Milchprodukten, insbesondere Käse, und Blattgemüse ist zwar nicht schädlich, aber auch nicht optimal. Denn durch das Oxalat im Blattgemüse (v.a. im Spinat) kann das Kalzium im Käse nicht so gut vom Körper aufgenommen werden.
Milch und Wein, oder Alkohol allgemein, ist gar nicht so schlecht – zumindest wenn man sich nicht betrinken möchte. Milch hemmt nämlich die Alkoholaufnahme und schützt die Magenschleimhaut. Besonders effektiv funktioniert das, wenn man vor dem Barbesuch ein Glas frische Vollmilch trinkt, aber es wirkt auch nach einer Partynacht.
3. Honig erhitzen oder mit Ghee kombinieren.
Auch das ist wissenschaftlich bestätigt: Honig verliert beim Erhitzen über 40 Grad an Qualität und ist weniger nahrhaft. Einige seiner Inhaltsstoffe, unter anderem wichtige Enzyme, reagieren sehr wärmeempfindlich. Darum am besten auch beim Tee erst den Honig dazugeben, wenn der Teebeutel fertig gezogen ist, denn dann kocht das Wasser nicht mehr und das Rasayana („Verjüngungsmittel“) behält seine volle Wirkung bei.
4. Fisch, Fleisch, Milch(produkte) und Ei passen nicht zusammen. Ei auch nicht zusammen mit Früchten und Kartoffel essen.
Diese Regel ist für Vegetarier und Veganer ziemlich einfach einzuhalten. Für alle anderen, kann sie durchaus eine Herausforderung sein, denn einige hierzulande beliebte Gerichte fallen dadurch weg: Cordon bleu, Paella, Spätzle mit Geschnetzeltem, Tortellini mit Schinken-Sahne-Soße, „Spinat, Ei und Kartoffeln“, Fleischsalat-Brötchen, „Surf and Turf“, Käsekuchen, … Wenn man aber ein bisschen kreativ ist und auf Milch-Ersatzprodukte zum Beispiel aus Soja oder Nüssen zurückgreift, dann lassen sich einige dieser negativen Lebensmittel Kombinationen einfach auflösen.
Nachweislich ist es nämlich so, dass zwei sehr eiweißhaltige Lebensmittel (also zum Beispiel verschiedene Fleisch- und Fisch-Sorten) es unserer Verdauung sehr schwer machen.
5. Fleisch zusammen mit Sprossen, Honig oder Zuckerrohrprodukten essen. Fisch mit Honig, Rettich oder Banane kombinieren.
Die Kombination von Fleisch oder Fisch mit Honig ist vor allem wegen des Erhitzens problematisch (vgl. Regel 3). Wenn du Fleisch zum Beispiel marinieren willst, füge der Marinade lieber etwas (braunen) Zucker hinzu. Der Zucker öffnet die Kapillargefäße im Fleisch und das verfeinert den Geschmack.
Generell sollte man mit Sprossen aufpassen: Diese sind sehr keimbelastet – u.a. mit Schimmelsporen. Wenn du zum Beispiel Mikrogreens züchtest, ernte immer nur so viel, wie du direkt verzehren willst. Die Keime springen von den Sprossen besonders leicht auf Fleisch über und können es so verderben. Das gilt auch für die Lagerung. Frische Sprossen deswegen am besten luftdicht verpackt im Kühlschrank aufbewahren und schnell verbrauchen.
Das klingt erstmal alles sehr kompliziert, aber ich kann dir versichern, dass es mit der Zeit immer einfacher wird, diese Regeln zur Lebensmittel Kombination zu beherzigen – außerdem gilt immer: Höre auf deinen Bauch und darauf, was dir guttut, und verbiete dir nichts: Lebe genussvoll und iss mit Freude. Das heißt, wenn du heute mit deinen Freunden im Café bist und Lust auf Eis mit heißen Himbeeren hast, dann iss das! Es geht immer darum, die richtige Balance zu finden. Mehr dazu kannst du auch im Beitrag über „Genuss im Ayurveda und Yoga“ lesen.
Eines muss ich jetzt noch loswerden – sozusagen als gut verdaulichen Wissens-Nachtisch: 2019 haben Forscher wirklich untersucht, ob an dem Spruch „Bier auf Wein, das lass sein; Wein auf Bier, das rat‘ ich dir“ etwas dran ist. Das Ergebnis: Die Menge des getrunkenen Alkohols, nicht die Reihenfolge der Getränke war für den Kater entscheidend (mehr zur Studie in der ÄrzteZeitung).