Es gibt ein altes indisches Sprichwort, das ich wunderbar finde, denn es verdeutlicht ganz kurz zusammengefasst und auf den Punkt gebracht die komplette vedische Philosophie: „Bhoga ohne Yoga gibt Roga.“ Ich möchte dir heute zeigen, wie du dieses Sprichwort in die Tat umsetzen kannst.
Was sind denn Bhoga, Yoga und Roga überhaupt?
Bevor es losgeht mit den Ratschlägen sollten wir aber noch kurz diese Frage klären. Denn diese drei Worte auf Sanskrit sind alle nicht ganz einfach ins Deutsche zu übersetzen.
Bhoga ist der Genuss und das Vergnügen zu Schlemmen, an der Liebe, am Feiern, am Geldverdienen, an Musik, am Arbeiten und beim Shoppen – am Leben, in all seinen weltlichen und sinnlichen Facetten. Jemand, der diesen Genüssen nachgeht, ist ein Bhogi, und natürlich sind wir alle immer wieder Bhogis. Wir lieben es, uns etwas zu gönnen und ein gutes Leben zu haben.
Yoga umfasst nicht nur Asana-Praxis (Bewegungen), Pranayama (Atemübungen) und Meditation, sondern vielmehr das gesamte Verhalten und Denken auch und fast schon vor allem außerhalb der Matte. Denke nur an die Yamas und Nyamas, also an das Verhalten dir selbst und anderen Menschen und der Umwelt gegenüber. Durch umfassendes Yoga stärkst du deine positive Seite auf körperlicher, mentaler und spiritueller Ebene.
Roga bedeutet Krankheit und Leiden. Das Sanskrit-Wort kann aber auch mit Kummer übersetzt werden. Somit ist klar, dass es hier nicht nur um deine körperliche, sondern auch um die psychische Verfassung geht. Roga ist immer die Folge eines Ungleichgewichts, das du entweder selbst durch falsches Verhalten ausgelöst hast oder das durch äußere Umstände aufgetreten ist. In beiden Fällen ist es allerdings deine Aufgabe und Verantwortung, wieder aus der Krankheit herauszufinden.
Acht Ideen, wie du Bhoga und Yoga verbinden kannst
Hier sind einige Vorschläge, wie du mehr Achtsamkeit in dein genussvolles Leben bringen kannst, damit du selbst und alle Wesen auf dieser Welt lange in Frieden, Freude und Gesundheit leben können.
- Erfülle dir deine emotionalen Bedürfnisse. Dieses Prinzip nennt sich „Kama“ und ist eines der vier Lebensziele, die schon im alten Indien bekannt und geschätzt waren. Es geht nicht darum, auf alles zu verzichten, was dir Spaß macht, und deine Wünsche immer hinten anzustellen. Das macht dich nämlich auf Dauer unzufrieden und unglücklich – und Kummer ist ja auch eine Form von Roga.
- Vermeide Energieverschwendung. Dieser Tipp hat gleich drei Ebenen: Es gibt den ökologischen Aspekt – hier hilft es zum Beispiel im Winter lieber einen Pullover anzuziehen, anstatt die Heizung höher zu drehen. Aber es geht auch darum, dass du nicht die Energie anderer „frisst“, indem du Aufgaben auf sie abwälzt, die dir keine Freude machen. Und zuletzt solltest du auch deine eigene Energie schützen: Sage Tschüss zu Energievampiren, die dich mehr Kraft („Prana“) kosten als sie dir bringen. Energievampire können übrigens nicht nur Menschen sein, sondern zum Beispiel auch Angewohnheiten, wie Binge-Watching oder übertriebene Social Media Nutzung.
- Genussvolles Essen muss nicht ungesund sein. Ayurvedische Rezepte sind reich an duftenden Gewürzen, frischen Kräutern und leckeren Zutaten. Gleichzeitig erhalten sie auch deine Gesundheit und können sogar heilende Wirkung haben. Dabei gilt: Alles kann nach ayurvedischen Prinzipien zubereitet werden – vom Linsen-Curry über Knödel oder Grießbrei bis zu Lasagne.
- Handle stets fair gegenüber deinen Mitmenschen. Auf deinem Weg zu Freude und Genuss, solltest du stets im Blick behalt, wie es anderen geht. Es ist ein weiteres der vier Lebensziele („Artha“) beruflich nach Reichtum, Anerkennung deiner Leistung und Einfluss im Unternehmen zu streben. Allerdings sollte dies nicht auf Kosten deiner Kolleg:innen geschehen. Verdiene es dir durch deine eigene Arbeit, nicht durch Ränke-Schmieden oder das Herabwürdigen der Leistung anderer.
- Sei dankbar für das Vergnügen, das du erlebst. Wenn dein:e Partner:in dir einen Tee kocht, wenn du durchgefroren nach Hause kommst, revanchiere dich bei nächster Gelegenheit dafür. Wenn du einen Sonnenaufgang oder einen Regenbogen siehst, verneige dich vor der Schönheit der Natur. Nimm diese Freuden nicht einfach als selbstverständlich hin, sondern feiere diese Momente und erlebe sie mit Wertschätzung.
- Übe keine Gewalt gegenüber Tieren aus! Denn andere Geschöpfe sollten nicht darunter leiden, dass du genießen kannst. Entscheide dich zum Beispiel bei der Wahl deiner Kleidung bewusst für Kunstfell, recyceltes Leder oder Lederimitat. So muss kein Tier dafür leiden, dass du schön angezogen bist. Das Gleiche gilt auch für Kosmetik (ohne Tierversuche) oder deine Lebensmittel (lieber regionale Bio-Qualität als aus Massentierhaltung).
- Gehe gut mit deinem Körper um. Mache regelmäßig Sport, den du magst, und bewege dich draußen (am besten in der Natur). Wenn du aber gerade eine Verletzung oder andere Beeinträchtigung deiner Leistungsfähigkeit hast, dann höre auf deinen Körper und gehe nicht über deine Schmerzgrenze hinaus. Es ist wichtig, sich zu regenerieren und auszukurieren, um eine Verschlechterung oder Chronifizierung zu verhindern. Wenn du zum Beispiel gerade Nackenschmerzen hast, verzichte bei deiner Yoga-Praxis auf Asanas, wie den Schulterstand oder den Pflug.
- Lass niemanden leiden für deine Freude. Wenn du dir gerne neue Kleidung oder schöne Accessoires für dein Zuhause kaufst, solltest du bewusst darauf achten, woher diese Dinge stammen: Sind sie unter fairen Bedingungen für Mensch und Natur produziert worden? Gibt es vielleicht regionale Alternativen zu Produkten aus Übersee? Oder wie wäre es mit recycelter Ware oder Secondhand-Mode?
Mein Zusatz-Tipp: Schon in den alten Lehrbüchern des Ayurveda steht, dass man sich Ausnahmen erlauben soll: 80 Prozent des Denkens und Verhaltens sollten „richtig“ sein und bei den restlichen 20 dürfen wir einfach ohne Reue machen, worauf wir Lust haben. Auch moderne Konzepte nutzen genau dieses Prinzip, zum Beispiel Diätpläne mit eingebautem „Cheat Day“ oder der Pareto-Effekt aus dem Projektmanagement.
Niemand sagt, dass es einfach ist, Bhoga und Yoga zu verbinden und in Balance zu leben. Aber wir bei be yogi können dich auf diesem Weg unterstützen, zum Beispiel durch individuelle ayurvedische Ernährungsberatung oder indem du regelmäßig in unserem Shala-la vorbeischaust und Yoga-Kurse besuchst. Wenn du mehr wissen möchtest oder Fragen hast, melde dich gerne bei uns unter namaste@beyogi.de. Wir freuen uns, von dir zu hören.