Unsere Füße tragen uns durchs Leben. Sie sind das Fundament, die Wurzeln unseres Körpers. Sie verbinden uns mit dem Boden, der Natur, der Welt. Deine Füße enthalten viele Triggerpunkte für Organe und Funktionen im gesamten restlichen Körper – Ayurveda nennt diese Marmapunkte, aber ähnliche Modelle gibt es zum Beispiel auch in der TCM. Gleichzeitig widmen wir unseren Füßen viel zu selten die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Deswegen möchte ich dir eine kleine Anleitung an die Hand geben für eine Padabhyanga, eine ayurvedische Fußmassage, mit der du dich selbst verwöhnen kannst. Aber zunächst werfen wir noch einen kleinen Blick auf die kulturelle Bedeutung von Füßen.
Göttliche Fußspuren in (fast) allen Kulturen
Die Ehrerbietung gegenüber den Füßen findet sich über viele Religionen und Traditionen hinweg. Sie ist ein tief verwurzeltes Symbol der Demut, Liebe und spirituellen Verbindung. Im Christentum wird beispielsweise die Fußwaschung am Gründonnerstag praktiziert. Jesus selbst wusch seinen Jüngern die Füße, was symbolisch für Demut, Dienst am Nächsten und die Aufhebung von Hierarchien steht.
Im Islam ist die rituelle und sorgsame Waschung der Füße vor jedem Gebet essenziell, um mit körperlicher und spiritueller Reinheit vor Gott zu treten. Zudem wird in vielen islamischen Haushalten aus Respekt vor der Reinheit der Wohnräume beim Betreten die Schuhe ausgezogen. Und auch im Judentum haben Reinheitsvorschriften, wie die Waschung von Händen und Füßen, bei den Priestern im Tempeldienst eine große Bedeutung. Buddhisten verehren Buddhapada, die heiligen Fußabdrücke Buddhas.
In vielen indigenen Kulturen wird der direkte Kontakt über die Füße zur Mutter Erde verehrt und Füße symbolisieren Bodenhaftung, Demut sowie die Verbindung zur spirituellen Kraft der Natur.
Ehrung der Füße im Hinduismus

Das rituelle Berühren und sogar Küssen der Füße von spirituellen Lehrern („Gurus“) und Göttern ist fester Teil der Tradition. Selbst die Göttin Lakshmi, als Vorbild der liebenden (Ehe-)Frau und Mutter, wird auf Bildern häufig bei der Padabhyanga (Fußmassage) ihres Mannes Vishnu gezeigt.
Eine wichtige Rolle spielen die sogenannten Padukas, traditionelle indische Sandalen. Viele haben übrigens schmale Stege unter dem Zehen- und Fersenbereich, um die Praxis von Ahimsa (Gewaltlosigkeit, eines der Yamas & Niyamas) zu unterstützen. So wird beim Auftreten der Schaden an allen Lebewesen – einschließlich der Pflanzen und Insekten am Boden – minimiert. Diese Zehensandalen werden bei der Paduka Puja mit Wasser, Blumen oder duftenden Substanzen übergossen. Eine solche Zeremonie ist Ausdruck ehrlicher Hingabe und der Wunsch, den Segen, die Weisheit und die innere Führung des Verehrten zu empfangen – mit offenem Herzen und bereit für den nächsten Schritt auf dem spirituellen Weg.

Die Rolle der Füße im Yoga und Ayurveda
Im Yoga bilden die Füße das Fundament vieler Asanas (Körperhaltungen). Ihre bewusste Aktivierung entscheidet über Balance, Stabilität und den freien Fluss der Lebensenergie (Prana) durch den gesamten Körper. In Standhaltungen wie Tadasana (Berghaltung) oder Virabhadrasana (Kriegerhaltung) spielt die Ausrichtung der Füße eine zentrale Rolle für die Ausrichtung der Wirbelsäule und des Geistes. Sie sind die Wurzeln, die uns mit der Erde verbinden und die Basis für unsere spirituelle Entwicklung schaffen.
Kleiner Tipp: Nutze deine Erfahrungen aus dem Yoga-Unterricht auch im Alltag. Wenn es besonders trubelig ist und du gerade nicht weißt, wo dir der Kopf steht, dann nimm dir ein, zwei Minuten Zeit und spüre einmal ganz bewusst in deine Füße: Wie fühlen sie sich an? Eher warm oder kalt? Haben sie gerade genug Platz, um sich auszubreiten? Sind sie schon erschöpft, weil du heute schon viel Zeit auf ihnen verbracht hast? Lenke die Aufmerksamkeit auf deine Fußsohlen und verbinde dich bewusst mit der Erde. Atme ruhig und gleichmäßig. Mit jeder Einatmung bringst du neue Energie in deinen Körper. Mit jeder Ausatmung gibst du Anspannung ab und fühlst dich noch verbundener mit dem Boden unter dir.
Im Ayurveda gelten die Füße als ein Mikrokosmos des gesamten Körpers. Viele Nadis (Energiekanäle) enden in den Füßen. Ihre Pflege beeinflusst nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige Gesundheit. Eine besonders wichtige Rolle spielt dabei die Padabhyanga, die ayurvedische Fußmassage. Schon in der Charaka Samhita, einem der klassischen Texte des Ayurveda, heißt es: „Indem man die Füße mit Öl oder Ghee massiert, werden Rauheit, Steifigkeit, Trockenheit, Müdigkeit und Taubheit sofort beseitigt; Zartheit, Stärke und Festigkeit der Füße werden gefördert.“
Ayurveda-Beratung in Karlsruhe
In diesem Beitrag gibt dir Lifestyle- und Ernährungsberaterin Laura Strauß Tipps aus dem Ayurveda. Du kannst auch eine persönliche Beratung basierend auf deinem Dosha mit ihr buchen. Das Erstgespräch ist gratis.
Gönne dir selbst eine Padabhyanga: Massiere deine Füße
Zeitaufwand pro Fuß 20 Minuten
Padabhyanga, die ayurvedische Fußmassage, ist weit mehr als eine Wellness-Anwendung. Sie ist ein tiefgehendes Ritual zur Stärkung von Körper, Geist und Seele. Über die Füße hinaus wird auch der Unterschenkel bis zum Knie liebevoll mit einbezogen. Hier habe ich eine kleine Anleitung für dich vorbereitet für eine Selbstmassage der Füße – du kannst das zum Beispiel abends vor dem Schlafengehen machen.
Nimm dir dafür ruhig Zeit und massiere aufmerksam eine Seite nach der anderen. Du brauchst dafür etwa 2 Esslöffel warmes Öl oder Ghee (tolle Öle gibt’s übrigens bei The Ayurveda Experience). Zur Vorbereitung kannst du auch mit einem warmen Fußbad (ideal mit beruhigenden Kräutern wie Lavendel, Rosenblättern oder Neem) beginnen.
- Zehenzwischenräume sanft beleben
Lege deine Daumen zwischen die einzelnen Zehen und fahre in behutsamen, kleinen Bewegungen hin und her. Nimm dir Zeit, die Zwischenräume achtsam zu erspüren und zu beleben.
- Fußrücken ausstreichen
Gleite mit dem Daumen sanft entlang der Sehnen auf dem Fußrücken. Streiche dabei von den Zehen in Richtung Knöchel, um Spannungen liebevoll zu lösen.
- Knöchel kreisend massieren
Umfasse den Knöchel mit Zeige-, Mittel- und Ringfinger. Bewege die Finger in kreisenden Bewegungen um den Knöchel herum, sodass die Gelenkregion wohltuend entspannt wird.
- Achillessehne ausstreichen
Lege Daumen und Zeigefinger sanft an die Achillessehne. Streiche mit liebevollem Druck von der Ferse in Richtung Wade und unterstütze damit die Durchblutung und Geschmeidigkeit.
- Zehen behutsam beugen
Nimm alle Zehen in beide Hände. Beuge sie achtsam in verschiedene Richtungen, ohne zu ziehen oder zu pressen – lasse jede Bewegung aus einer Einladung heraus entstehen. Bewege die Zehen auch einzeln, wie es sich für dich gerade stimmig anfühlt.
- Vitalpunkt der Fußsohle kreisend massieren
Lege deinen Fuß ab, sodass du seine Unterseite siehst. Massiere nun sanft kreisend im Uhrzeigersinn deine Fußhöhle. Das ist der ganz weiche Bereich, der nicht auf dem Boden aufliegt. Spüre, wie sich jede Berührung wohltuend in deinem ganzen Körper ausbreitet und Verspannungen gelöst werden.
- Fußinnenkante mit fließenden Bewegungen lockern
Setze den Daumen an der Fußinnenkante an und bewege ihn in weichen, ellipsenförmigen Bahnen entlang des Fußgewölbes. Lass die Bewegung harmonisch und mühelos fließen.
- Fußaußenkante sanft ausstreichen
Streiche abschließend mit deiner ganzen Handfläche entlang der Fußaußenkante. Spüre dabei die Verbindung von Stabilität und Leichtigkeit, die sich über deine Berührung entfalten darf.
Unsere Füße sind mehr als nur ein Fortbewegungsmittel. Sie tragen Weisheit, Geschichte und Energie in sich. Ob durch kulturelle Rituale, yogische Praxis oder ayurvedische Fürsorge: Die bewusste Aufmerksamkeit für unsere Füße öffnet einen Weg zu mehr Erdung, Gesundheit und innerer Harmonie.
Vielleicht ist es an der Zeit, ihnen heute ein wenig mehr Liebe zu schenken, vielleicht ja mit einer Padabhyanga. 👣✨