Bitte was? Das klingt zunächst sehr abstrakt und noch dazu haben wir hier gleich zwei Worte auf Sanskrit verwendet, die wir vielleicht einmal als Erstes übersetzen, beziehungsweise kurz definieren sollten: Prana repräsentiert die vitale Energie, die durch deinen Organismus (und den aller Lebewesen) fließt. Ja, das hat etwas mit Pranayama zu tun, dazu aber später mehr! Vayus sind subtile Windrichtungen, die das Prana in deinem Körper bewegen – so wie dein Herzschlag das Blut in deinem Körper bewegt.
Prana: Die vitale Energie
Prana repräsentiert diese essenzielle Energie, die durch jeden lebenden Organismus fließt.
Hatha-Yoga-Praktizierende nutzen diverse Atemtechniken (mit jedem Einatmen nimmst du Prana auf) in Kombination mit physischen Übungen, um körperliche Blockaden zu identifizieren. Sie richten ihre Energie durch spezifische Bewegungen an diese Orte, um energetische Staus aufzulösen. Metaphorisch ausgedrückt, schalten sie das Licht ein, um innerlich mehr zu erkennen und auf ein höheres spirituelles Level zu steigen, denn ohne Hindernisse und mit ausreichender Energie kann die Lebenskraft bis zum höchsten Chakra aufsteigen, wo sich das kosmische mit dem individuellen Bewusstsein verbinden kann.
Auch im Ayurveda kennen wir Nahrungsmittel und Zubereitungsformen, die dein Prana erhöhen und dir so mehr Lebenskraft schenken. Und genauso wie du durch einen schlechten Lebenswandel, mit negativen Gedanken oder energieraubenden Tätigkeiten Prana verlierst, so gibt es auch Lebensmittel(-Kombinationen), die deine Lebensenergie schwächen.
Normalerweise bewegt sich Prana im Körper in fünf Richtungen und übt dabei verschiedene Funktionen aus. Diese fünf Zirkulationswege heißen Vayus. Wörtlich übersetzt bedeutet das übrigens „Wind“ oder „Luft“ – im Ayurveda gibt es das auch; hier werden diese Kräfte aber „Vata“ wie das Dosha der Bewegung genannt.
Prana Vayus: Die subtilen Energieströme
Die fünf Hauptmanifestationen von Prana, die Vayus (oder Vatas oder Winde), repräsentieren unterschiedliche Aspekte der Lebensenergie, die durch den Körper fließt. Jedes Vayu hat seinen eigenen Sitz, spezifische Funktionen und kann durch bestimmte Praktiken aktiviert oder ausgeglichen werden. Lass uns einen tieferen Blick darauf werfen.
1. Prana Vayu
Prana Vayu kontrolliert die Atemwege, das Gehirn und die Sinne. Es reguliert die Bewegung der Energie vom Zwerchfell bis zur Kehle und ist für die Einatmung und die Aufnahme von Prana durch die Luft verantwortlich.
Eine Störung kann zu Atemproblemen, geistiger Erschöpfung oder Schwierigkeiten bei der Konzentration führen. Pranayama-Übungen aus dem Hatha Yoga können helfen, Prana Vayu zu aktivieren und Blockaden zu lösen. Dabei spielt vor allem das Anhalten der Luft eine große Rolle.
2. Apana Vayu
Apana Vayu sitzt im Bereich des Beckenbodens. Es kontrolliert die Ausscheidungsfunktionen des Körpers sowie die Fortpflanzungsorgane und auf feinstofflicher Ebene auch die Kreativität.
Ein gestörtes Apana Vayu kann zu Verdauungsproblemen wie Durchfall und Inkontinenz, unregelmäßigem Menstruationszyklus oder sexuellen Dysfunktionen führen. Asanas wie Malasana (Hocke) und Praktiken, die das Setzen von Mula Bandha (Beckenboden anspannen) trainieren, können helfen, Apana Vayu wieder in die richtigen Wege zu leiten. Auch Umkehrhaltungen tragen zur Stabilisierung dieses Windes bei.
3. Samana Vayu
Samana Vayu sitzt im Bauchbereich, um den Nabel herum. Es reguliert die Verdauung und den Stoffwechsel sowie die Assimilation von Nahrung und Energie im Körper.
Ein gestörtes Samana Vayu kann zu Verdauungsstörungen, Magenkrämpfen oder einem instabilen Stoffwechsel führen. Vorwärtsbeugen und Rückbeugen massieren und dehnen die Bauorgane und harmonisieren dieses Vaya. Auch Pranayama-Übungen wie die tiefe Bauchatmung oder Kapalabhati können helfen. Eine sehr wichtige Rolle spielt hierbei auch die Ernährung: Sattvische Lebensmittel und Detox-Tage wirken kleine Wunder.
4. Udana Vayu
Udana Vayu sitzt im Kehlkopf- und Kopfbereich. Es ist verantwortlich für Sprache, Klarheit des Geistes, deinen Schlaf sowie für das Aufrechterhalten der Körperhaltung.
Ein gestörtes Udana Vayu kann zu Stimmproblemen, geistiger Verwirrung und körperlicher Unruhe oder Schwierigkeiten beim Schlafen führen. Singen, Mantra-Rezitationen, Meditation und auch ganz einfach ein ausgedehntes Shavasana können helfen, Udana Vayu durch die Stärkung deiner Energie wieder auszugleichen.
5. Vyana Vayu
Vyana Vayu durchdringt den gesamten Körper und ist für die koordinierte Bewegung aller Organe und Muskeln verantwortlich. Es reguliert die Zirkulation, die Herzfunktion und unterstützt die gesamte körperliche Bewegung.
Ist Vyana Vayu gestört, kann es zu Steifheit, schlechter Durchblutung oder allgemeiner körperlicher Schwäche kommen. Körperliche Übungen wie Asanas – und hier vor allem das (minuten)lange Halten der Positionen wie im Hatha Yoga oder auch Kundalini Yoga können dir helfen dein Vyana Vayu zu stärken und seine Funktionen zu verbessern.
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Die fünf Vayus bieten einen tiefen Einblick in die subtilen energetischen Ströme unseres Körpers und zeigen, wie sie durch gezielte Yoga- und Atemtechniken harmonisiert werden können. Indem wir uns dieser Konzepte bewusstwerden und sie in unsere Yoga-Praxis integrieren, können wir nicht nur physische Beschwerden lindern, sondern auch unsere geistige Klarheit und spirituelle Entwicklung fördern. Gönnen wir uns also die Zeit, diese subtilen Energieströme zu verstehen und zu pflegen, um ein harmonisches Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele zu erreichen.