„Ordnung ist das halbe Leben“ – naja, und die andere Hälfte wird gelegentlich vom Chaos dominiert. Zumindest ist das bei mir so. Als Mensch mit einem großen Vata-Anteil habe ich oft viele Projekte gleichzeitig und springe zwischen diesen hin und her. Da kann es schon mal vorkommen, dass es in meiner Wohnung, auf meinem Schreibtisch und auch in meinem Kopf ein bisschen wilder aussieht. Trotzdem gibt es zwei Orte, an denen ich immer sehr strukturiert und ordentlich bin und das yogische Gebot „Shauca“ einhalte: Meine Küche und mein Platz zum Essen.
Warum ich auch euch ans Herz lege, ebenfalls darauf zu achten, Sauberkeit und Ordnung bei der Zubereitung und dem Verzehr eurer Mahlzeiten wichtig ist, verrate ich euch hier.
Shauca beginnt bei dir und deinem Körper
Vielleicht hast du schon einmal von dem achtgliedrigen Pfad des Raja Yogas gehört. Die zweite Stufe davon sind die Niyamas: Fünf Regeln oder Gebote, die dir helfen sollen, gut mit dir selbst umzugehen, und die meistens vielschichtig interpretiert werden können – so auch Shauca, die Reinheit. In erster Linie ist damit die körperliche Sauberkeit gemeint. Dafür liefern der Ayurveda und Yoga viele hilfreiche Tipps, wie beispielsweise das Zunge-Schaben, Ölziehen, anregende Asanas und ausleitende Pranayama-Techniken.
In Bezug auf das Essen gilt das Gebot der Reinheit selbstverständlich auch: Wasche deine Hände, bevor du mit dem Kochen anfängst und binde bei Bedarf deine Haare zusammen.
Übrigens: Auch wenn du nicht selbst kochst, sondern nur das Gericht genießt, das für dich zubereitet wurde, so solltest du trotzdem vor dem Essen deine Hände waschen und die Nase putzen. Warum deine Nase putzen? Weil das Essen dann besser schmeckt! Je freier deine Nase ist, desto mehr Gerüche kannst du wahrnehmen.
Halte deine Umgebung sauber
Sauberkeit und Ordnung in deiner Küche, deinem Esszimmer und eigentlich in deiner ganzen Umgebung sind die Grundlage für deine innere, geistige Ruhe und auch für die Hygiene deiner Nahrung.
Wenn du dein Essen in einer schmutzigen, unaufgeräumten Küche kochst, besteht das Risiko, dass es ungesund oder sogar krankheitserregend wird. Außerdem schadet es deiner Konzentration und verursacht Stress am Herd, wenn du zum Beispiel immer wieder bestimmte Gewürze oder Kochutensilien suchen musst. Meine Top3-Tipps für eine ordentliche Küche:
- Lagere alle Zutaten und Kochutensilien immer am selben Ort. Das erleichtert dir die Arbeit in der Küche und wenn du deinen Einkaufszettel schreibst, siehst du viel schneller, was gerade zur Neige gegangen ist.
- Leere deinen Rest- und Biomülleimer in der Küche häufig und putze beide auch regelmäßig, damit sich dort keine Bakterien ansiedeln oder üble Gerüche entstehen können. Kaufe lieber kleinere Behälter bzw. Müllbeutel. Vielleicht kannst du sie auch auf den Balkon/die Terrasse umziehen.
- Wische alle Oberflächen nach dem Kochen direkt ab, das ist hygienischer und sieht auch noch schöner aus. Putze vor allem auch das Spülbecken gründlich aus und wechsle das Putztuch regelmäßig.
Eine saubere und ordentliche Umgebung beim Essen ist ein wichtiger Faktor für gesunde Ernährung. Im Ayurveda heißt das „Upeyoga Sanstha“. Das Prinzip umfasst neben einem schön gedeckten Esstisch auch die gemütliche Atmosphäre, die beim Essen herrschen sollte. Dazu komme ich aber gleich im nächsten Abschnitt. Essen sollte dir Freude bringen und nichts sein, was du nur nebenbei zum Fernsehen auf dem Sofatisch machst.
Positive Gedanken: Bringe Shauca in deinen Geist
Ich möchte nochmals auf das Niyama „Shauca“ zurückkommen. Neben der körperlichen Sauberkeit erinnert das Gebot auch an die Klarheit und Reinheit im Geiste. Koche stets mit einem wachen Verstand, mache dir vorher Gedanken über das Rezept und lasse dich beim Kochen nicht ablenken.
Ayurveda-Köche rezitieren dafür während der Zubereitung eines Menüs die ganze Zeit über Mantras (meist auf Sanskrit). So segnen sie das Essen, laden es mit positiver Energie und Liebe auf und nebenbei helfen ihnen die immer gleichen Verse dabei, sich auf das zu konzentrieren, was gerade in diesem Moment am wichtigsten ist. Du musst natürlich keine Mantras singen, aber Musik in der Küche zu hören und mit Freude zu kochen, während man dabei an diejenigen denkt, die deine Kreationen später essen werden, ist auch eine Form der Reinheit des Geistes.
Auch beim Essen selbst sind saubere Gedanken wichtig: Führe keine Streitgespräche oder hitzigen Diskussionen beim Essen, sondern achte auf eine ruhige Atmosphäre und sei dankbar für das gute Essen. In vielen Religionen – auch im Hinduismus – wird dazu ein Tischgebet gesprochen. Mein Tipp: Versuche beim Essen deine Gedanken und Wahrnehmungen auf das Gericht zu konzentrieren und möglichst alle Zutaten zu erfassen.
Wie du auf die Sauberkeit bei den Zutaten achtest
Frisches, saisonales und regionales Gemüse und Obst liefert dir Gesundheit, Kraft und Lebensenergie. Das heißt, auf der feinstofflichen Ebene sind diese Zutaten „sattvisch“ und damit auch sauber. Auf der grobstofflichen Ebene allerdings nicht – es sitzen kleine Tierchen im Salat, im Porree hat sich Erde gesammelt und an den Radieschen klebt noch etwas Matsch. Die grundlegenden Regeln der Lebensmittel-Hygiene solltest du deswegen auf jeden Fall beachten:
- Achte auf eine Trennung vor allem der unverarbeiteten Lebensmittel. Zum Beispiel sollten rohes Fleisch und Milchprodukte nicht miteinander in Berührung kommen, um die Bildung von Bakterien zu vermeiden. Diese Mischung gehört auch aus ayurvedischer Sicht zu den „verbotenen“ Lebensmittel-Kombinationen. Auch solltest du keine verschmutzten Lebensmittel in deinen Kühlschrank legen, sondern diese vorher waschen.
- „Cook it, peal it or leave it!“ Dieser Ratschlag, den ich aus Afrika kenne, gilt auch hier in Deutschland. Brate vor allem Fleisch gut durch, um dir sicher zu sein, dass es gesund ist. Aber auch alle anderen Nahrungsmittel sind warm und gekocht viel leichter verdaulich.
- Ayurveda stuft alte Lebensmittel als „tamasisch“ ein. Sie fördern nicht nur negative geistige Eigenschaften wie Trägheit und Lethargie, sondern sind auch nicht gut für deinen Körper. Allerdings muss ich hier der klassischen Lehre etwas widersprechen: Heutzutage gibt es Kühlschränke und die Möglichkeit, vorgekochte Speisen wirklich hygienisch über mehrere Tage aufzubewahren und wieder zu erhitzen! Meal-Prep (Mahlzeiten vorkochen und am nächsten Tag mitnehmen statt Essen zugehen) beugt Lebensmittelverschwendung vor und wenn man es ordentlich macht, werden die Gerichte dadurch nicht schlechter. Tolle Brotdosen gibt es übrigens bei „ultra green„.
Zusammenfassung: Ordnung ist das ganze Essen
So, und weil das ganz schön viel Input war, gibt es hier eine ganz schnelle Zusammenfassung.
- Halte unbedingt die Grundregeln der Körperhygiene beim Kochen und Essen ein, um dich und andere vor Krankheiten zu schützen.
- Achte auf Sauberkeit und Ordnung sowohl in der Küche als auch am Esstisch, um konzentriert zu kochen und genussvoll zu essen.
- Nutze die Macht der positiven Gedanken und alle deine Sinne bei der Zubereitung und dem Konsum deiner Nahrung.
- Verwende frische, regionale und saisonale Zutaten und achte bei der Zubereitung und Aufbewahrung auf die Lebensmittel-Hygiene.
Niemand sagt, dass es einfach ist, stets Shauca, also Ordnung und Sauberkeit, zu bewahren. Aber du musst es auch nicht allein schaffen. Bei don’t worry – be yogi findest du schon bald neue Ratschläge, wie du die Prinzipien des Yoga und des Ayurveda in deinen Alltag integrieren kannst. Wenn du zum Beispiel mehr über die Yamas und Niyamas wissen möchtest oder Fragen hast, melde dich gerne bei uns unter namaste@beyogi.de. Wir freuen uns, von dir zu hören.