Upyokta nennt man die innere Haltung des Kochenden während der Nahrungszubereitung. Seine Gefühle und Gedanken wirken auf die spirituelle und psycho-mentale Qualität des Essens ein. Das klingt jetzt erst einmal sehr abstrakt, aber bestimmt hast auch du genau diesen Effekt schon häufig in deinem Leben erlebt.
Kochen mit Liebe
Die Charaka Samhita ist eines der wichtigsten und ältesten Werke des Ayurveda. Darin kannst du über Upyokta lesen: „Die Energie des Kochs überträgt sich auf das Essen und den Esser. Und auch die Energie der Nahrung – wie Pflanzen und Tiere – übertragen ihre Eigenschaften auf den Esser.“
Kein Wunder also, dass „Kochen mit Liebe“ als eine Art Motto der achtsamen Ayurveda-Küche gesehen werden kann. Überlege einmal, wann und wo dir das Essen am besten schmeckt: Vielen fällt hier sofort das Essen ihrer Mutter oder Großmutter ein. Klar, denn wenn die beiden für dich kochen, dann steckt garantiert ganz viel Liebe in der Mahlzeit.
Mit der richtigen Upyokta zu kochen bedeutet auch alle schlechten Gedanken, Hektik, Stress und Streit aus der Küche zu verbannen. Wenn du in Ruhe und Entspannung kochst und deine Speisen mit einer positiven Einstellung zubereitest, wird das Essen leichter verdaulich. Lege so viele positive Emotionen in dein Essen, wie du kannst, indem du voller Liebe und Hingabe an denjenigen denkst, der das Gericht später essen wird. Und auch wenn du nur für dich selbst kochst: Koche immer mit (Selbst-)Liebe.
Die Upyokta der Ayurveda-Köche
In der alten Ayurveda-Tradition wurden Köche als „Alchemisten der Lebensenergie“ bezeichnet. Der Beruf des Kochs war sehr angesehen. Ayurveda-Köche wurden verehrt und standen auf derselben Stufe wie Ärzte. Häufig waren es auch Priester, die weit mehr als „nur“ Speisen zubereitet haben.
In den klassischen Schriften der Susruta Samhita steht sogar: „Personen, welche über die meisten Eigenschaften eines Arztes verfügen, sollten der Küche vorstehen. Die Mitarbeiter in der Küche sollten tugendhaft, liebevoll, sauber, loyal, geschickt, gehorsam, gutaussehend, fröhlich, diszipliniert und folgsam sein.“
Kochen als Meditation
Während der Ausbildung zum Ayurveda-Koch lernen die Schüler:innen unter anderem, wie sie ihren eigenen Körper und Geist durch Hygiene und Meditation sauber halten können. So gelangen sie zu einer optimalen Upyokta, um Gerichte mit heilender Wirkung zuzubereiten.
Traditionell wurde auch die Küche eines Ayurveda-Kochs mit einer Räucher-Zeremonie gereinigt, bevor das Tagesgeschäft begann. Mehr über die Sauberkeit (Shauca) in der Küche und wie du diese selbst ganz einfach umsetzen kannst, kannst du in diesem Blogbeitrag lesen.
Um mit einer positiven Upyokta zu kochen und deinen Kopf von negativen Gedanken zu befreien, kann es dir helfen einfach zu singen. Ayurveda-Köche rezitieren Mantras, aber ruhige Klassik, positive Pop-Songs oder alles andere, was dich glücklich macht, ist natürlich genauso gut.
Om Shri Dhanvantre Namaha
Mit dem Mantra der „Himmlische Heilung“ lädt man das Essen mit heilender Energie auf.
Kochen mit allen Sinnen
Kochen in Liebe und Achtsamkeit, das Sehen der schönen Farben, das Riechen des Duftes der vielfältigen Gewürze und das Erleben des Kochens mit allen Sinnen fördert die Heilkraft der Nahrung.
- Sehen: Stell dir vor, du bist ein Künstler. So wie du vor dem Malen dein Werk skizzierst, so zeichnest du auch ein Bild deiner Gerichte im Kopf bevor du anfängst zu kochen. Visualisiere vor deinem inneren Auge, wie wunderschön der fertig angerichtete Teller aussehen wird.
- Hören: Viele ayurvedische Gerichte enthalten Senfsamen. Diese kommen als Erstes in die Pfanne und sobald sie im Öl aufpoppen, ist es Zeit, die anderen Gewürze hinzuzugeben. Lausche auf die Geräusche, die das Essen macht, und höre auf deine innere Stimme. Du wirst merken, dass du so gar keine stressigen Timer mehr zum Kochen brauchst.
- Fühlen: Spüre in die Kraft der Lebensmittel hinein. Es geht nicht, strickt nach Rezept zu kochen, sondern vielmehr das zu tun, was jetzt und hier gut ist. Koche mit dem Herzen und verbinde die Energie der Nahrung mit der des Essenden. Diese Liebe macht dein Menü lecker.
- Riechen: Das Wahrnehmen der Gerüche nährt die Seele und regt ganz nebenbei auch deinen Appetit und dein Verdauungsfeuer an. Es ist natürlich auch ein sehr guter Indikator darauf, welche Gewürze oder Zutaten noch fehlen könnten und wie lange ein Gericht noch kochen oder backen muss.
- Schmecken: Traditionell probiert man das Essen während des Kochens nicht. Nach ayurvedischer Tradition wird die erste Portion Annapurna, der Göttin der Nahrung, geopfert. Erst danach schmeckst du das Gericht dann final ab und servierst es. Wir sind es gewohnt, während des Essens zu kosten, aber mit der Zeit wirst du merken, dass du das durch das Schärfen deiner anderen Sinne ausgleichen kannst. Am Ende sollten die sechs Geschmacksrichtungen (süß, sauer, salzig, scharf, bitter und herb) in der Mahlzeit enthalten sein. Wenn noch etwas fehlt, ergänze passende Gewürze oder Kräuter.
Niemand sagt, dass es einfach ist, immer in Ruhe und mit guter Upyokta zu kochen. Aber du musst es auch nicht allein schaffen. Bei don’t worry – be yogi findest du schon bald neue Tipps, wie du voller positiver Energie durch deinen Alltag gehen kannst. Wir freuen uns über dein Feedback und wenn wir dich bald auf der Matte in der Shala-la sehen.