Gedanken und Erwartungen können sich positiv, aber auch negativ auf deine Gesundheit auswirken. Denken wir zum Beispiel nur an den Effekt von Placebo-Medikamenten! Und auch schon vor Tausenden von Jahren haben Ayurveda-Ärzte beobachtet, dass Emotionen und Gesundheit in einem engen Verhältnis zueinander stehen.
Im Ayurveda unterscheiden wir zwischen drei Doshas: Vata, Pitta und Kapha. Diese drei Typen ziehen sich durch die gesamte Lehre, es gibt sie zum Beispiel als physische und mentale Persönlichkeitsmerkmale, als Auslöser für Krankheiten oder als Eigenschaften der Ernährung. Das erkläre ich dir in anderen Beiträgen genauer. Für dieses Mal musst du dir nur diese drei Grundlagen merken:
- Vata bewegt und lässt los.
- Pitta befeuert und verändert.
- Kapha stärkt und strukturiert.
Vata beflügelt durch positive Gedanken, kann aber auch vor Angst lähmen 🌬
Vata, das Bewegungsprinzip, steckt in vielen grundlegenden Körperfunktionen. Es transportiert äußere Impulse durch unser Nervensystem und hält unseren Kreislauf in Schwung. Vata ist zuständig für das Loslassen und „Aus dem Körper“-Lassen. Das betrifft einerseits Abfallprodukte (Urin, Stuhl, Menstruationsblut und Schweiß) und anderseits Atmen und Sprechen. Auch auf mentaler Ebene bewegt uns Vata: Es sorgt für Fröhlichkeit und Lebensfreude, es macht unser Leben leicht. Menschen mit einem hohen Anteil an positiver Vata-Energie haben einen wachen und klaren Geist, der viele kreative Ideen hervorbringt.
Wenn du es mit der Bewegung übertreibst (zum Beispiel häufige Reisen oder ein Alltag ohne Pausen) und es in deinem Leben zu wenig Kontinuität gibt, nimmt deine Vata-Energie überhand und führt zu einem Gefühl der Unsicherheit. Ein übersprudelnder Geist kann durch das Ausmalen von Schreckensszenarien zu Angst vor Situationen oder Konsequenzen und im schlimmsten Fall zu Depressionen führen. Diese negativen Emotionen haben häufig auch körperliche Konsequenzen: Sie führen zu einer gestörten Verdauung, einer Beeinträchtigung unseres Nervensystems und unserer Sinne (zum Beispiel Tinnitus) oder auch zu Symptomen wie Sprachfehlern (zum Beispiel Stottern) oder zu Atembeschwerden.
Mein Rat: Integriere Routinen und Ruhepausen in deinen Alltag. Genieße kleine und große positive Momente und speichere dir die Energie dieser Erinnerungen. Nutze die Kunst der Konzentration, um deine Kreativität auf schöne Projekte zu leiten. So nutzt du die Beweglichkeit von Vata voll aus und lenkst sie in die richtige Richtung.
Pitta-Emotionen entfachen Begeisterung, können aber auch Hass schüren 🔥
Pitta steht für Veränderungen und Durchsetzungskraft. Auf psychologischer Ebene sind viele positive und sehr kraftvolle Eigenschaften mit diesem Dosha verbunden: Es steht für eine scheinbar unerschöpfliche Energie, die immer auf das gesetzte Ziel ausgerichtet ist und die durch Begeisterungsfähigkeit und einer starken Ausstrahlung andere mitreißen und überzeugen kann.
Diese Energie kann jedoch auch umschlagen – das passiert häufig, wenn Menschen mit einem hohen Pitta-Anteil nicht (sofort) ihren Willen bekommen – und dann entstehen zerstörerische Emotionen wie Hass und Aggression, aber auch Neid und Eifersucht auf andere. Außerdem kann Pitta auch zu übertriebenem Stolz auf Erreichtes führen. Auf gesundheitlicher Ebene zeigt sich diese negative Energie zum Beispiel in der Bauchregion. Typische Symptome sind Übersäuerung des Magens oder Gallenprobleme. Auch kennst du das bestimmt: Wenn du dich aufregst, wird dir warm – vielleicht bekommst du rote Backen. Im schlimmsten Fall kann es zu Wut, zu Problemen bei der Temperaturregulation deines Körpers führen. Auch der Hormonhaushalt und die Aufspaltung der Nahrung werden von Pitta gesteuert – deswegen führen solche starken negativen Emotionen beispielsweise auch zu Pickeln oder Entzündungen.
Mein Rat: Nimm nicht alles persönlich und übe dich in Geduld mit dir selbst und auch mit anderen. Versuche Verständnis aufbauen und sieh auch einmal über Fehler hinweg – niemand ist immer perfekt. Ärgere dich nicht, Pitta ist dein Feuer. Wenn du dieses Dosha positiv lenkst, hilft es dir körperlich und mental stärker zu werden und auch andere zu empowern.
Kapha: In der Ruhe liegt die Kraft – aber Achtung, wer zu viel rastet, der rostet ⛰
Kapha ist das Prinzip der Stabilität und Struktur: Sowohl auf geistiger als auch auf körperlicher Ebene ist es der solide Grundstein, auf dem man sicher bauen kann. Es ist zuständig für den Aufbau unseres Körpergewebes (wie Fett und Muskeln) und regelt unseren Flüssigkeitshaushalt. Menschen mit einem hohen Kapha-Anteil haben ein hervorragendes Immunsystem und eine ruhige, beständige Persönlichkeit. Mit diesem Dosha sind viele Emotionen verbunden, die für soziale Beziehungen relevant oder sehr förderlich sind: Geduld mit sich selbst und anderen, Mitgefühl und Gelassenheit. Aber auch Zärtlichkeit und Standfestigkeit in jeder Lebenslage machen Kapha-Typen zu guten Partnern.
Nimmt die Beständigkeit überhand, schlägt sie in negative Eigenschaften und Emotionen um: Es entsteht geistige Unbeweglichkeit, die zu Ignoranz und Intoleranz führen kann. Auf körperlicher Ebene zeigt sich das durch Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten. Das Immunsystem „überreagiert“. Das Bedürfnis nach Ruhe kann sich aufbauen zu Trägheit und Lethargie. Die fehlende Antriebskraft und Bewegung führen direkt zu Krankheiten wie Übergewicht und Diabetes. Das Festhalten an Dingen und Personen kann auch zu Gier, Geiz und übertriebener Kontrolle führen.
Mein Rat: Bestehe nicht „aus Prinzip“ auf deine Meinung. Traue dich, ab und an neue Wege zu beschreiten, anstatt es „wie immer schon“ zu machen. Wenn dein Kapha ausgeglichen ist, kann dich nichts umwerfen – weder psychisch noch physisch – und du kannst für deine Freunde und deine Familie ein verlässlicher Fels in der Brandung sein.
Zusammenfassung: Emotionen und Gesundheit
So, das war ganz schön viel Input, finde ich. Darum gibt es jetzt zum Schluss noch eine Übersicht, welche Körperfunktionen und Organe von welchem Dosha gesteuert werden und welche mentalen Eigenschaften du fördern solltest, um deine Gesundheit zu stärken:
Vata | Pitta | Kapha | |
---|---|---|---|
Aufgabe im Körper | Ausscheidung, Sinnesorgane & Nervensystem, Sprache & Atmung, Kreislauf | Energiegewinnung & Nahrungsaufspaltung, Temperaturregulation, Sehvermögen, Hormonhaushalt, Abbaustoffwechsel | Immunsystem, Potenz, Gelenke, Flüssigkeitshaushalt, Gewebe & Aufbaustoffwechsel |
Emotionen | Leichtigkeit & Freude, Wachheit, Klarheit, Kreativität ↔ Unsicherheit, Angst, Traurigkeit & Depression | große Energie, Zielstrebigkeit, Begeisterung, Überzeugung ↔ Aggressionen & Hass, Neid & Eifersucht, Stolz | Ruhe & Gelassenheit, Geduld, Mitgefühl, Zärtlichkeit ↔ Trägheit & Lethargie, Ignoranz & Intoleranz, Gier |
Mein Rat | Integriere Routinen für Stabilität und Pausen zum Innehalten. Überrasche andere durch kreative Ideen. | Räume Ärgernisse aus dem Weg oder begegne ihnen mit Gelassenheit. Stärke andere mit deiner Kraft. | Bleibe Veränderungen und anderen Meinungen gegenüber offen. Biete anderen Stabilität und Rückendeckung. |
Niemand sagt, dass das einfach ist. Aber du musst es auch nicht alleine schaffen. Bei don’t worry – be yogi findest du schon bald neue Tipps, wie du zu mehr emotionaler und körperlicher Balance finden kannst. Wenn du beim Lesen gemerkt hast, dass eine oder auch mehrere der Beschreibungen auf dich zutreffen, dann melde dich gerne bei mir und wir finden gemeinsam zu ausgleichenden Lebens- und Ernährungsgewohnheiten für dich. Schicke einfach eine E-Mail an laura@beyogi.de.
Exkurs: Kleines Rätsel
Beim Schreiben sind mir ganz viele Redewendungen und gängige Formulierungen eingefallen, die perfekt zu den beschriebenen gesundheitlichen Auswirkungen passen. Versuche diese doch einmal den drei Doshas zuzuordnen:
- Da hat nur noch Frust-Fressen geholfen.
(Pitta) - Mir kommt die Galle hoch!
(Pitta) - Ich bin gebadet in Angst-Schweiß.
(Vata) - Da bekommt man ja Pickel davon.
(Pitta) - Ich koche vor Wut.
(Pitta) - Schlaf dich gesund.
(Kapha) - Sie hat sich vor Angst fast in die Hose gemacht.
(Vata) - Er ist ein echter Geizhals.
(Kapha) - Du hängst da wie ein Schluck Wasser in der Kurve!
(Kapha) - Da stockt mir der Atem.
(Vata) - Er schmort nur im eigenen Saft.
(Kapha) - Das Thema stößt mir sauer auf.
(Pitta) - Es hat mir die Sprache verschlagen.
(Vata) - Da hat er rotgesehen.
(Pitta)