Ich weiß, niemand spricht gerne über seine Verdauung. Schon gar nicht, wenn sie nicht optimal verläuft. Man sollte aber eigentlich viel häufiger darüber sprechen, denn wusstest du, dass 30 % der Deutschen mindestens einmal im Monat Magen- bzw. Darmbeschwerden, das heißt Blähungen, Verstopfung, Durchfall oder ähnliches, haben (Quelle: Statista)?
Und ich bin ehrlich: Auch ich habe mal einen Blähbauch, muss Pupsen oder „es“ funktioniert nicht so gut. Meistens liegt es bei mir dann daran, dass ich nicht das Richtige gegessen habe oder mein Tagesablauf durcheinander geraten ist.
Ich möchte deshalb mit dir einige Tipps teilen, wie man sich kurzfristig behelfen kann, wenn der Bauch drückt, und was du langfristig ändern kannst, damit dein „Apana Vata“ nicht gestört und dein „Agni“ gestärkt wird.
Kleiner Exkurs: Apana Vata und Agni
Was waren das denn für zwei Begriffe? Das ist Sanskrit, sozusagen „Altindisch“. Im Grunde ist Sanskrit für uns Ayurveda-Freunde das Gleiche wie Latein für Schulmediziner. Ich versuche weitgehend auf diese Fachbegriffe zu verzichten, denn ich selbst finde es beim Arztbesuch auch lästig, wenn ich dort mit lateinischen Begriffen überhäuft werde.
Allerdings gibt es hier keine so richtig passende Übersetzung für die beiden Begriffe, darum möchte ich sie dir kurz erklären: „Agni“ ist dein Verdauungsfeuer. Wenn es in Balance ist, kannst du jede Nahrung gut und in einer regulären Geschwindigkeit verdauen, nimmst alle Nährstoffe optimal auf und hast keine Probleme auf der Toilette. Ist es zu stark, hast du ständig Hunger und musst etwas essen (nimmst aber trotzdem nicht zu) oder du leidest unter Durchfall. Ist Agni zu schwach, kommt es zu Völlegefühl, Verstopfung und Blähungen.
Unter „Apana Vata“ versteht der Ayurveda die Körperfunktionen, die für die Bewegung von innen nach außen zuständig sind. Das ist also zum Beispiel ausatmen, schwitzen und eben alles, was man auf der Toilette macht.
Ayurvedische Tipps bei akuten Blähungen und bei Verstopfung
Als Erstes möchte ich dir ein paar Ratschläge für die schnelle Problem-Lösung geben, die mir auch immer helfen, wenn mein Bauch aufgebläht ist und ich nicht auf die Toilette gehen kann.
- Ein paar Fenchel- und Kümmel-Samen kauen. Alternativ kannst du auch einen Tee trinken, der diese beiden Gewürze enthält (zum Beispiel von Ronnefeldt).
- Massiere deinen Bauch kreisförmig im Uhrzeigersinn (also von rechts oben nach links unten). Am besten legst du dich dazu hin und nimm dir 5 bis 15 Minuten Zeit für die Massage. Achte auf eine ruhige Umgebung. Wenn du magst, nutze ein Duftöl. So unterstützt du Apana Vata.
- Ingwer entfacht dein Agni! Entweder einfach ein Stückchen der Knolle essen (und gut kauen) oder mit heißem Wasser überbrühen und als frischen Tee trinken.
- Es gibt auch viele Yoga-Posen, die dein Apana Vata in die richtige Richtung lenken und deinen Darm wieder in Schwung bringen können. Dazu gehört zum Beispiel die „Knie-zu-Brust-Haltung“ (zur Anleitung).
Nie wieder Blähungen und Verstopfung!
Natürlich wäre es besser, wenn du erst gar keine Verdauungsprobleme bekommen würdest. Ich gebe zu, die Überschrift ist vielleicht ein bisschen übertrieben, aber mit diesen vier einfachen Tipps, werden sich deine Probleme bestimmt deutlich reduzieren:
- Gewöhne dir an, regelmäßig zu essen. Am besten liegen zwischen deinen Mahlzeiten ca. sechs Stunden, in denen du nur trinkst und möglichst keine Zwischenmahlzeiten zu dir nimmst. So hat dein Magen genug Zeit das vorherige Essen zu verdauen.
- Esse häufiger gekochte Speisen, denn warmes Essen ist leichter verdaulich. Gerade wenn dein Agni schwach ist, kann ich dir das sehr empfehlen. Du könntest dir zum Beispiel morgens einfach ein warmes Porridge (super-lecker: 3Bears) zubereiten, statt eines kalten Müslis. Das ist gar keine große Umstellung, kann aber sehr viel für dich verändern!
- Gewürze, die dein Essen leichter bekömmlich machen, sind neben Fenchel und Kümmel beispielsweise Dill und Bockshornkleesamen. Auch Honig ist gut für die Verdauung. Wenn du es „richtig ayurvedisch“ magst, kannst du Triphala ausprobieren (gibt es zum Beispiel hier als Kapseln in Bio-Qualität).
- Regelmäßige Bewegung ist sehr wichtig! Am besten gehst du dazu raus an die frische Luft. Ob du einen Spaziergang machst, dich aufs Rad schwingst oder deine Yoga-Matte ausrollst, ist egal. Mache das, was dir Freude bereitet!
Du hast noch andere Tipps und Tricks, um gegen Blähungen und Verstopfung vorzugehen? Dann freue ich mich, wenn du mir eine Nachricht an laura@beyogi.de schreibst.
Niemand sagt, dass das einfach ist. Aber du musst es auch nicht alleine schaffen. Bei don’t worry – be yogi findest du schon bald neue Tipps, wie du dich noch gesünder ernähren kannst.
Zum Schluss noch ein kleiner Hinweis: Wenn du sehr häufig mit Verdauungsproblemen zu kämpfen hast, gehe zu deinem Hausarzt und sprich darüber. Vielleicht hast du zum Beispiel eine Lebensmittel-Unverträglichkeit, die verhindert, dass sich dein Bauch wohlfühlen kann.
Anleitung für die „Knie-zur-Brust-Haltung“
Apanasana (Knie-zur Brust-Haltung) ist sowohl eine Entspannungstechnik als auch eine reinigende Yoga-Asana. Sie aktiviert Apana Vata und fördert so die ausleitenden Prozesse im Körper. Somit führt sie vor allem zur Entspannung im Darmtrakt. Per leichtem Druck auf den Bauch kann sie auch Agni, das Verdauungsfeuer, entfachen. Durch den lang gestreckten unteren Rücken wirkt die Haltung entspannend auf die untere Wirbelsäule und regt den Stoffwechsel an.
- Komme über die Seite in die Rückenlage und schließe die Augen.
- Atme ein und drücke die Wirbelsäule leicht in die Matte. Atme aus und ziehe das Kinn leicht zum Brustbein. Die Gesichtsmuskeln sind gelöst, die Zunge ist locker. Dein Kopf ist gerade ausgerichtet. Die Schultern sind weggezogen von den Ohren.
- Ziehe ausatmend die Knie so weit zur Brust, wie es dir möglich ist. Die komplette Beinmuskulatur sollte locker sein. Atme ein, umschlinge die Knie mit den Armen und lege die Hände auf den Ellenbogen ab. Sollte dies nicht möglich sein, umfasse die Knie mit den Händen.
- Lass deine Knie mit jedem Ausatmen sanft näher Richtung Brustkorb sinken. Rücken und Schultern bleiben in Bodenkontakt. Wippe etwas hin und her, um die beiden Seiten des Gelenks zu mobilisieren.
- Schenke dir ein Lächeln und umarme dich selbst. Halte die Übung für 1 bis 5 Minuten.
Vorsicht: Bei starken Knie- und Hüftschmerzen solltest du diese Asana nicht machen. Bei zu starker Skoliose kannst du die Übung in der Seitenlage praktizieren, wo sie allerdings weniger effektiv ist. Apanasana nicht während der Schwangerschaft ausführen.