Ich habe mich sehr auf diesen Beitrag gefreut und die Woche über gerätselt, wie ich den Einstieg gestalte. Wie ich die Brücke schlage zu diesem so zentralen, so essenziellen Chakra: dem Herzchakra. Es ist das vierte von sieben Hauptenergiezentren im Körper und vielleicht das bedeutendste – weil es uns verbindet. Mit anderen, mit uns selbst, mit allem Lebendigen.
Und dann – wie aus dem Nichts – lief ich gestern mitten durch Karlsruhe, zwischen Stadtbahn, Coffee-to-go und Alltagssprint, als ich auf eine Gruppe singender Menschen traf. Ordensmitglieder des Bhakti-Yoga-Zentrums aus Meckesheim hatten sich zu einem Harinam – einem öffentlichen Chanten – in der Innenstadt versammelt – mit Bindis, Trommeln und leuchtenden Gesichtern. Einer von ihnen drückte mir das Buch „Chant and be happy“ in die Hand.
In diesem Moment wusste ich: Das war das Zeichen. Genau jetzt ist die Zeit, über das Herzchakra zu schreiben. Du bist neugierig, warum?
Anahata – das Herzchakra
Das Herzchakra wird im Sanskrit Anahata genannt. Es bedeutet so viel wie „unverletzt“ oder „reiner Klang“. Ein schöner Gedanke, oder? Dass tief in uns ein Bereich existiert, der von nichts und niemandem beschädigt werden kann. Unabhängig davon, was uns im Leben widerfährt, ob wir verletzt, enttäuscht oder verlassen wurden – unser innerstes Herz bleibt heil. Es ruht in der Mitte der Brust und wird dem Element Luft zugeordnet. Das macht Sinn: Luft ist nicht greifbar, aber lebenswichtig. Sie verbindet uns über den Atem mit der Welt – ganz natürlich, ohne Anstrengung. Genau diese Leichtigkeit, diese Offenheit und Weite bringt auch das Herzchakra mit sich, wenn es in Balance ist.
Vom Ego zur Seele – und wieder zurück
Das Herzchakra markiert den Übergang von den eher körperlich-materiellen unteren drei Chakren hin zu den feinstofflicheren oberen Energiezentren. Es ist somit die Brücke zwischen „Ich“ und „Wir“. Zwischen Tun und Sein. Zwischen Kontrolle und Hingabe.
Psychologisch gesehen machen viele von uns diesen Entwicklungsschritt um das vierte Lebensjahr herum – wenn wir lernen, zu teilen, Freundschaften zu knüpfen und erste echte Empathie zu empfinden. Viele Erwachsene bleiben jedoch auf dieser Ebene stecken: Entweder sie verschließen sich aus Angst, verletzt zu werden, oder sie klammern sich fest aus Angst, nicht genug geliebt zu werden. Beide Extreme blockieren den natürlichen Fluss der Herzenergie.
Wie fühlt sich ein geöffnetes Herz an?
Ein balanciertes Herzchakra zeigt sich in einer liebevollen Haltung – sich selbst und anderen gegenüber. Du kannst dich selbst mitfühlend sehen und bist in Kontakt mit deinen Gefühlen, ohne dich von ihnen überwältigen zu lassen. Du gibst gerne, auch ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Du sagst Ja zum Leben, auch wenn es nicht immer leicht ist.
Ein blockiertes Herzchakra hingegen kann sich durch emotionale Kälte, Rückzug, Beziehungsangst oder übermäßige Abhängigkeit ausdrücken. Körperlich macht sich das oft in Atemproblemen, Bluthochdruck oder einem schwachen Immunsystem bemerkbar.
Berührung heilt – der Tastsinn des Herzens
Das Herzchakra ist eng mit dem Tastsinn verbunden. Vielleicht hast du schon mal gemerkt, wie beruhigend eine Umarmung sein kann, wie heilend eine zarte Berührung. Babys brauchen diese Nähe, um überhaupt zu überleben. Und auch wir Erwachsenen brauchen sie – oft mehr, als wir zugeben wollen.
Die Verbindung, die am meisten heilt, ist allerdings die mit uns selbst. Wenn wir lernen, uns selbst mit den Augen der Liebe zu sehen. Und das beginnt oft mit einem simplen Satz: Ich bin genug, genau so, wie ich bin.
Bhakti – der Weg des Herzens
Gestern in Karlsruhe. Fußgängerzone, Menschen eilen aneinander vorbei, Kopfhörer im Ohr, Coffee to go in der Hand. Ich bin mittendrin – noch halb im Alltag, halb im Kopf. Und dann höre ich es: „Hare Krishna, Hare Krishna, Krishna Krishna, Hare Hare…“
Ein Chor. Singend. Lachend. Lebendig.
Bhakti-Yogis aus Meckesheim – mit Trommeln, Augen voller Frieden. Ein Harinam mitten in der Stadt. Einer von ihnen schenkt mir ein Buch: Chant and be happy.
Ich nehme es, spende etwas und weiß: Jetzt ist der Moment, über das Herzchakra zu schreiben. Nicht aus Theorie. Sondern weil es sich gezeigt hat – mitten im Leben.
Früher dachte ich, Vertrauen ins Leben sei ein Ziel. Etwas, das man irgendwann erreicht, wenn man lange genug an sich gearbeitet und gerungen hat. Heute verstehe ich es anders. Ich habe mir dazu zwei Flügel auf die Innenseiten meiner Oberarme tätowieren lassen, es sind meine zwei besten Buddys. In den Flügeln stehen zwei Worte – Erkenntnisse:
- Abhaya – Freedom of Fear
- Shraddha – Freedom of Struggling
Diese Worte sind kein Status. Sie sind ein Kompass: Manchmal leuchten sie. Manchmal sind sie nur blasse Erinnerung unter der Haut. Aber sie sind da – wenn ich wieder anhalte.
Das Herzchakra erinnert uns daran, dass es nicht darum geht, perfekt zu sein. Sondern präsent. Offen. Und bereit, uns selbst und andere in ihrer Ganzheit zu sehen – mit Licht und Schatten.
Tools für dein Herzchakra
Du willst dein Herz öffnen? Dann starte im Kleinen. Hier ein paar alltagstaugliche Tipps:
- Dankbarkeitstagebuch: Schreib jeden Abend etwas auf, für die du dankbar sein darfst. Klingt simpel, verändert aber viel.
- Lege deine Hand aufs Herz, um zu spüren, wie dein Atem deinen Brustkorb weitet.
- Beweg dich herzoffen: Yoga-Übungen wie Kobra, Kamel oder Brücke helfen dabei, deinen Brustraum zu weiten und emotionale Spannungen zu lösen.
- Sei ehrlich zu dir selbst: Welche Gefühle möchtest du nicht fühlen? Welchen Schmerz versuchst du zu vermeiden?
- Sei gut zu anderen – und dabei fair zu dir selbst. Gib aus vollem Herzen, aber verliere dich nicht darin.
Dein Herz ist stärker, als du glaubst
Wir leben in einer Welt, in der Mitgefühl oft als Schwäche gilt. Dabei braucht es enorme Stärke, sich zu öffnen. Verletzlich zu sein. Und trotzdem weiter zu lieben.
Das Herzchakra schenkt dir genau diese Kraft. Sie ist schon da – du musst sie nicht neu erschaffen, sondern nur freilegen. Wie? Indem du den Mut aufbringst, dein Herz zu zeigen. Vielleicht fängst du heute damit an – bei dir selbst. Und wer weiß, vielleicht begegnet dir auch bald jemand, der dir ein kleines Buch in die Hand drückt mit der Erinnerung: Chant and be happy.
Reflexionsfrage zum Schluss: Was würde sich in deinem Leben verändern, wenn du dich traust, dein Herz wieder weit zu öffnen?
PS: Wir begeben uns auf eine Reise durch alle Chakras.
Jede Woche widmen wir uns einem neuen Energiezentrum – Schritt für Schritt zu mehr Vitalität. Hier die Links zu allen Beiträgen:
- Das Wurzelchakra – dein Fundament für Vertrauen und Sicherheit
- Das Sakralchakra – die Quelle deiner Lebensfreude und Kreativität
- Das Nabelchakra – das Feuer des Willens und der Macht
- Das Herzchakra – in der Mitte ankommen
- Das Halschakra – die Wahrheit in deiner Stimme
- Das Stirnchakra („Drittes Auge“)
- Das Kronenchakra
Die Begegnung mit den Bhakti-Yogis von ISKCON war für mich ein bewegender Moment im Alltag. Auch wenn ISKCON (International Society for Krishna Consciousness) kritisch diskutiert wird, sehe ich diese Szene nicht als spirituelles Bekenntnis, sondern als Impuls, innezuhalten und sich zu erinnern: Vertrauen, Mitgefühl und Herzensverbindung sind keine Frage der Weltanschauung.
be yogi steht für einen offenen, undogmatischen Zugang zu Yoga, Spiritualität und persönlichem Wachstum – unabhängig von religiösen oder philosophischen Schulen.