„Gesunder Sport“ aus ayurvedischer Sicht bedeutet nur die Hälfte der körperlichen Leistungsfähigkeit auszuschöpfen. Ob du während deiner Trainingseinheit noch in diesem Bereich bist, kannst du leicht anhand von drei Faktoren kontrollieren:
- Du schwitzt nur leicht.
- Du kannst dich noch locker unterhalten.
- Dein Atem ist tiefer, aber du kannst immer noch nur durch die Nase ein- und auszuatmen.
Natürlich kannst du in Wettkampf-Situationen oder bei einem Intervalltraining diese Marke auch einmal (kurzfristig) überschreiten. Versuche aber immer unter 80 % deiner Maximal-Belastbarkeit zu bleiben und achte vor allem nach Spitzenleistungen besonders gut auf eine Regenerationspause.
Sport am Abend oder am Morgen?
Ideal ist nach den Lehren des Ayurveda Sport am Morgen zwischen 6:00 und 10:00 Uhr. In dieser Zeit dominiert das Kapha-Dosha. Wenn du in dieser Zeit deinen Tag mit Bewegung startest, wirst du direkt die Trägheit der Nacht reduzieren und kannst ideal Energie auftanken. Vata- und Pitta-Typen sollten vor dem Sport am Morgen etwas essen, Kapha kann das Frühstück theoretisch ausfallen lassen oder erst nach dem Sport essen. Wenn du diese Morgen-Routine einmal ausprobieren willst, empfehlen wir dir übrigens die „Early Bird“ 5er-Karte bei be yogi, mit der du zum Beispiel eine Woche lang alle Klassen um 7:15 Uhr besuchen kannst.
Morgens Sport zu machen, passt leider nicht in jeden (Arbeits-)Alltag. Darum empfiehlt sich als Alternative die abendliche Kapha-Zeit (18:00 bis 22:00 Uhr). Wenn du dich auspowern willst, versuche um 20:00 Uhr aber damit fertig zu sein und danach nur noch sehr ruhigen Sport zu machen. So gibst du deinem Körper genug Zeit, um sich auf den Schlaf vorzubereiten. Vielleicht ist es dir auch schon bei uns im Stundenplan aufgefallen: Um 18:00 Uhr starten die dynamischen Yoga-Klassen und die Yoga-Einheiten von 19:45 bis 21:00 Uhr sind immer die ruhigen Yoga-Stile. Das ist kein Zufall 😉
Das faszinierende an der ayurvedischen Gesundheitslehre ist für mich aber immer wieder: Es geht auch noch genauer! Die Sportart, die Intensität und die Dauer bzw. Häufigkeit der Aktivität sollte am besten nach dem Dosha ausgewählt werden, das deiner Konstitution entspricht bzw. das gerade bei dir dominant ist.
Ayurveda Sport für Vata: Ohne Überanstrengung
Vata ist das Dosha, das für Bewegung steht, für Rastlosigkeit und schnelle Entscheidungen. Wenn du einem Vata-Sportler vorschlägst, man könnte doch in einem halben Jahr bei einem Ultralauf oder einem Triathlon mitmachen, wird er ja sagen und in den folgenden Monaten sich komplett verausgaben. Viele Vata-dominierte Menschen lieben auch forderndes HIT und CrossFit Training, probieren immer wieder neue Trendsport-Arten aus und holen sich mit Extremsport den nächsten großen Adrenalin-Kick. Aber ist das dann noch gesunder Sport?
Ayurveda sagt „Nein“ und schlägt im Gegenteil vor, auf den Grundsatz „Gleiches verstärkt Gleiches, Gegensätze gleichen sich aus“ zu setzen. Viele Menschen mit einem hohen Vata-Anteil sind ohnehin schon häufig gestresst, nervös und in Eile. Empfehlenswert ist deswegen laut Ayurveda Sport, der mehr Ruhe und Entspannung in das Leben bringt. Vata sollte sich nicht verausgaben und auch lieber auf kürzere Einheiten setzen. Regelmäßige Regenerationstage, ausgleichende Maßnahmen wie Massagen und Sauna sowie eine erdende und nährstoffreiche Ernährung sind besonders wichtig.
Wie wäre es zum Beispiel mit diesen Sportarten:
- Yoga (die passenden ruhigen Yoga-Stile findest du hier oder du schaust in unserem Stundenplan nach den roten Klassen), Tai-Chi oder Qigong.
- Walken oder maximal Kurzstrecken-Läufe (5km). Achte auf gut gepolsterte Schuhe und laufe lieber auf weichem Boden!
- Schwimmen, da es die Gelenke nicht so sehr belastet – eine Schwachstelle von Vata.
- Freies Tanzen fördert auch die zarte, kreative Seite und die künstlerische Ader von Vata.
- Radfahren hält kontinuierlich in Bewegung und kann auch im Alter durch E-Bikes unterstützt werden.
- Im Winter ist Indoorsport empfehlenswert, da Vata nicht gut auf Kälte reagiert.
Ayurveda Sport für Pitta: Power ohne Leistungsdruck
Pitta-Typen haben viel Feuer und Energie in sich, sie sind ehrgeizig, wollen immer gewinnen und stehen auch beim Sport schnell unter (selbstgemachtem) Leistungsdruck. Diesen zu regulieren und sich nicht zu übermäßig zu verausgaben, ist für Pitta die größte Hürde. Tendenziell ist dieser Dosha-Typ nämlich sehr belastbar und baut auch schnell Muskeln auf. Gleichzeitig neigt er auch zum Überhitzen – sehr starkes Schwitzen ist das Zeichen, mit dem Training zum Ende zu kommen.
Pitta tendiert gerne einmal zu Sportarten wie dem Boxen, CrossFit oder Gewichtheben. Die feurige Leidenschaft für den Sport kann bei Pitta leicht in Verbissenheit umschlagen, aus „fordern“ wird „überfordern“. Der Ratschlag des Ayurveda, Sport in sinnvoller Dosierung und ohne zu ehrgeizige Wettkampfziele zu betreiben, ist auch für Pitta sehr wichtig. Mein Tipp: Mit einem Trainingsplan kannst du dich selbst zügeln – mach nicht mehr, als auf dem Plan steht!
Diese Sportarten sind übrigens für Pitta-Menschen sehr zu empfehlen:
- Wassersport-Arten, wie Schwimmen und Surfen, kühlen das hitzige Pitta-Dosha.
- Auch Wintersport ist für Pitta sehr geeignet – die Kombination aus Kälte und frischer Luft ist ideal.
- Im Sommer sind dann Sportarten wie Wandern, Klettern oder Radfahren – am besten in den Bergen –für Pitta wunderbar.
- Zügiges Walken und Mittelstrecken-Läufe (bis maximal Halbmarathon-Distanz) sind ideal. Allerdings sollte an heißen Tagen auf das Laufen verzichtet werden.
- Ball- und Teamsport bringt dem kompetitiven Pitta viel Freude und kann den Ehrgeiz in angemessenen Bahnen halten. Pitta-Menschen sind ideale Team-Kapitäne.
Ayurveda Sport für Kapha: In Bewegung bleiben
Kapha-Typen sind von Natur aus eher kräftiger gebaut und lieben den Genuss (auch von Essen) und gemütliche Aktivitäten. Wenn sie einmal aus ihrer Sport-Routine gefallen sind, kommen sie nur schwer wieder hinein. Dabei ist regelmäßige Bewegung gerade für Menschen mit einem hohen Kapha-Dosha sehr wichtig, denn leider nehmen diese auch rasch zu.
Gerade Kapha-Typen sind häufig nicht so motiviert, so die Meinung des Ayurveda, Sport zu machen – dabei profitieren sie am meisten davon und können sic dabei auch gerne so richtig anstrengen und ins Schwitzen kommen. So wird ihr eher träger Stoffwechsel angeregt.
Besonders empfehlenswert für Menschen mit einem hohen Kapha-Anteil in ihrer Konstitution sind diese Sportarten:
- Krafttraining hilft Kapha bei der Fettverbrennung und gleichzeitig fördert es das Körper- und Selbstbewusstsein.
- Tanzsport verbindet die stete Bewegung mit dem genüsslichen Erleben des Jetzt und der gesellschaftlichen Komponente – zwei Faktoren, die den Sport zum Spaß machen.
- Jede Form von Ausdauertraining – zum Beispiel Wandern, (Ultra-)Langstreckenläufe oder Walking – ist für Kapha geeignet. Allerdings lohnt es sich eine Gruppe zu suchen, damit die Motivation erhalten bleibt.
Beim Zusammenstellen deines Trainingsplans empfiehlt dir Ayurveda eine gleichmäßige Balance zwischen den drei Fitness-Säulen zu finden. Diese sind Krafttraining (Sonnengrüße, „Workout“ im Fitness-Studio), Flexibilität (Yoga-Asana, Stretchen) und Ausdauer (Laufen, Radfahren, Schwimmen). Genauso wie bei der Zusammenstellung des Essens, ist auch die Verteilung der drei Säulen beim Sport für jedes Dosha ein bisschen anders.