„Zufriedenheit ist kein Ziel, sondern eine Haltung. Sie macht uns stark gegen den Lärm im Außen.“ – Santosha ist das zweite Niyama im Yoga und wird mit „Zufriedenheit“ übersetzt. In unserer Leistungsgesellschaft klingt das schnell wie ein Rückzug aus dem Fortschritt. Doch Santosha ist alles andere als resigniertes Hinnehmen. Es ist ein radikaler Akt innerer Unabhängigkeit. Wer Santosha lebt, erkennt: Ich bin genug. Jetzt. Inmitten aller Unvollkommenheiten.
Dialogauszug aus einem Jahresgespräch
Führungskraft: „Du hast deine Ziele erreicht. Aber ich frage mich: Warum strebst du nicht nach mehr? Mehr Verantwortung, mehr Sichtbarkeit, mehr Ehrgeiz?“
Mitarbeitende: „Ich bin zufrieden, wie es ist. Ich arbeite gern, das Team funktioniert, ich bin im Gleichgewicht.“
Führungskraft: „Zufriedenheit ist gut. Aber Stillstand ist Rückschritt, oder?“
Für Führungskräfte ist diese Haltung essenziell. Denn wer sich selbst ständig antreibt, nie innehält, nie mit sich selbst zufrieden ist, gibt genau diese Unruhe ins System. Teams spüren, wenn Führung unter Druck steht, wenn Ziele aus innerem Mangel definiert werden statt aus echter Vision. Santosha bedeutet nicht, Ambitionen aufzugeben, sondern sie mit innerer Ruhe zu verbinden. Es ist die Kunst, mit dem Jetzt in Frieden zu sein – ohne die Zukunft aus dem Blick zu verlieren.
Santosha fördert eine Führungskultur, in der Menschen sich gesehen und gewürdigt fühlen, nicht nur für ihre Leistung, sondern für ihr Dasein. Zufriedene Führungskräfte strahlen Gelassenheit aus. Sie treffen bessere Entscheidungen, sind präsenter im Kontakt, denken langfristiger.
Zufriedenheit im Spannungsfeld von Begeisterungskultur und Leistungsideal
In vielen Unternehmen galt Zufriedenheit lange als zu wenig. Man wollte mehr: Begeisterung, Leidenschaft, Performance, Ambition. Mitarbeiter:innen sollten nicht nur zufrieden sein – sie sollten Fans werden. Es ging um maximale Identifikation, um Motivation, die Funken schlägt. Doch dabei wurde oft übersehen, dass echte Begeisterung nicht aus Druck entsteht, sondern aus innerer Stabilität.
Santosha bringt Zufriedenheit als Haltung ins Spiel, die nicht gegen Entwicklung steht, sondern ihr Fundament ist. Wer zufrieden ist, kann klarer sehen, bewusster handeln und gelassener mit Komplexität umgehen. Es ist wie der ruhige Ozean unter der bewegten Oberfläche: Begeisterung kann aufkommen, sie kann lebendig und ansteckend sein – aber sie braucht einen Grund, der trägt. Santosha ist dieser Grund.
Eine Führungskultur, die auf Santosha aufbaut, verliert nicht an Energie – sie gewinnt an Tiefe. Zufriedenheit heißt nicht, dass man keine Ziele mehr hat. Es heißt, dass man sich nicht ständig überfordert, um endlich anzukommen. Wer schon angekommen ist – im Moment, in sich – kann sich aus Freude bewegen statt aus Mangel.
Was passiert, wenn Santosha fehlt?
Ohne Santosha entsteht ein permanentes „Mehr!“. Mehr Output, mehr Kontrolle, mehr Selbstoptimierung. Dieses „Mehr“ ist oft kein echter Fortschritt, sondern ein Ausweichen vor dem Jetzt. Es führt zu chronischer Unzufriedenheit, zu Überforderung, zu einer Kultur der Erschöpfung.
Führung ohne Santosha ist selten im Hier. Immer ist da etwas, das noch fehlt. Eine Lücke. Ein Makel. Eine Erwartung. Das erzeugt Druck. Und dieser Druck pflanzt sich fort – in Entscheidungen, Gespräche, Teams. Es entsteht eine mentale Instabilität, ein emotionaler Dauerstress, der auf Dauer krank macht. Zufriedenheit dagegen wirkt wie eine innere Schutzschicht. Sie ist keine Trägheit, sondern eine Form von mentaler Immunität.
Santosha in die Führung integrieren
Journaling & Reflexion
- Was ist gerade gut so, wie es ist?
- Wo strebe ich aus Gewohnheit nach mehr, ohne zu wissen warum?
- Was würde sich ändern, wenn ich mir erlaubte, zufrieden zu sein?
Meditation: Setze dich aufrecht hin. Atme ruhig. Lege eine Hand aufs Herz. Spüre deinen Herzschlag. Wiederhole innerlich: „Ich bin genug. Ich habe genug. Ich tue genug.“
Affirmation: „Ich bin verbunden mit dem Reichtum dieses Moments.“
Atemtechnik: Sama Vritti (Gleichmäßiger Atem): Einatmen zählen bis 4, ausatmen zählen bis 4. Führt zu innerer Ausgeglichenheit und Ruhe. Ideal bei Entscheidungsmüdigkeit oder innerer Hektik.
Yoga-Haltung: Sukhasana (Einfacher Sitz): Setze dich mit gekreuzten Beinen, Wirbelsäule aufrecht, Hände locker auf den Knien. Schließe die Augen. Finde Ruhe in der Einfachheit. Sukhasana bedeutet „angenehme Haltung“ und verkörpert Santosha wie kaum eine andere.
Alltagstipp: Beende deinen Tag mit drei Dingen, die gut waren – ohne sie zu bewerten oder vergleichen. Einfach anerkennen: Das war genug.
Achtsamkeitsübung: Warte bewusst. An der Ampel, in der Schlange, beim Hochfahren des Rechners. Tu nichts. Beobachte nur deinen Atem. Zufriedenheit beginnt im Kleinen.
Serie: Yamas und Niyamas im Business
Dieser Blogbeitrag ist Teil einer 10-teiligen Serie, in der wir alle Yamas und Niyamas in einen Business-Kontext setzen. Hier findest du die anderen Beiträge:
Zum Glück Coaching bei be yogi – Zufriedenheit als innere Kraftquelle entdecken
Santosha erinnert uns daran, dass Glück nicht im Nächsten liegt, sondern im Jetzt. Im Zum Glück Coaching bei be yogi in Karlsruhe lernst du, wie du als Führungskraft in Kontakt kommst mit dieser Kraft.
In HappierMe stärken wir dein Vertrauen ins Leben und deine innere Balance. In HappierWe fördern wir eine Teamkultur jenseits von Vergleich und Konkurrenz. Und mit HappierCompany entwickeln wir Organisationen, die nicht auf Mangel, sondern auf Vertrauen und Wertschätzung bauen.
Das yogische Wertesystem zeigt dir, dass Zufriedenheit nicht Stillstand ist, sondern der fruchtbare Boden für nachhaltige Entwicklung.
Wenn du lernen willst, im Jetzt zu führen, statt dem Nächsten nachzujagen – dann komm zu be yogi.