„Wahrhaftigkeit ist kein Ideal – sie ist das Fundament von Vertrauen.“ Satya – das zweite Yama im Yoga – wird oft als „Wahrhaftigkeit“ übersetzt. Doch Satya ist mehr als nur Ehrlichkeit. Es ist die tiefe Übereinstimmung zwischen dem, was wir denken, sagen und tun. Eine Führungskraft, die Satya lebt, kommuniziert nicht nur, was „gut ankommt“, sondern was wirklich stimmig ist – mit Klarheit, Mut und Respekt. Gerade in einer Zeit, in der Vertrauen zur wichtigsten Währung in Unternehmen geworden ist, zeigt sich: Wahrhaftigkeit ist keine Schwäche, sondern Führungsstärke.
Betreff: Transparenz ist nicht immer zielführend – Gesprächsnotiz
Liebe Kolleg:innen,
zur aktuellen Projektverzögerung: Bitte keine unnötige Unruhe stiften.
Der Kunde bekommt die vereinbarte Timeline mit leichten Anpassungen kommuniziert – Details sind intern zu halten.
In der Kommunikation an Stakeholder vermeiden wir Begriffe wie „verzögert“, „Korrekturschleife“ oder „nicht lieferbar“.
Stattdessen bitte positiv formulieren: „Phase in Prüfung“, „Produkt in Qualitätssicherung“.
Ehrlichkeit ist gut – aber bitte nur, wenn sie hilft.
Danke für eure Disziplin.
Beste Grüße
Eure Leitung
In der Yoga-Philosophie steht Satya in engem Zusammenhang mit Ahimsa – Gewaltlosigkeit. Wahrheit darf niemals verletzen. Doch sie darf auch nicht verzerrt werden, nur um Konflikte zu vermeiden. Wer Satya lebt, sagt die Wahrheit aus Verbundenheit, nicht aus Ego. In der Führung bedeutet das: Ich bin bereit, unangenehme Wahrheiten klar auszusprechen – auf eine Weise, die dem Wachstum dient.
Was bedeutet das konkret? Wahrhaftige Führung zeigt sich nicht nur in der Krisenkommunikation. Sie beginnt bei kleinen Dingen: Keine falschen Versprechungen machen. Erwartungen ehrlich formulieren. Verantwortung übernehmen. Auch den Mut haben, zu sagen „Ich weiß es gerade nicht“.
Führung auf Basis von Satya schafft Vertrauen. Teams orientieren sich an Klarheit. Sie wissen, woran sie sind. Es entsteht psychologische Sicherheit – nicht durch weichgespülte Worte, sondern durch die Authentizität dahinter. Wenn Mitarbeitende merken: „Was gesagt wird, hat Substanz“, dann entsteht Bindung, Verantwortung und Integrität auf allen Ebenen.
Was passiert, wenn Satya fehlt?
Der Schaden ist oft subtil. Es beginnt mit kleinen Unwahrheiten – geschönte Reports, ausweichende Antworten, motivierende Versprechungen ohne Substanz. Diese Muster schaffen Misstrauen. Sie wirken sich auf die Unternehmenskultur aus wie feiner Sand im Getriebe: langsam, aber stetig. Die Mitarbeitenden lernen: „Hier zählt nicht, was ist – sondern was sich gut verkauft.“ Und irgendwann verliert auch die Führung ihre innere Orientierung.
Satya integrieren – so wird Wahrhaftigkeit zur Führungspraxis
Journaling & Reflexion
- Wo war ich heute klar in meiner Kommunikation?
- Wo habe ich aus Angst oder Bequemlichkeit etwas nicht angesprochen?
- Was hindert mich daran, die Wahrheit zu sagen? Was würde helfen?
Meditation: Setze dich in Stille. Richte deine Aufmerksamkeit auf den Punkt zwischen den Augenbrauen. Atme ruhig. Stelle dir vor, deine Worte fließen aus deinem Herzen – durch deinen Mund – in die Welt. Frage dich: Was möchte wirklich gesagt werden?
Affirmation: „Meine Worte sind klar, ehrlich und mitfühlend.“
Atemtechnik: Nadi Shodhana (Wechselatmung) – Diese Atemtechnik harmonisiert rechte (Ausdruck) und linke (Einfühlung) Gehirnhälfte. Schließe mit Daumen das rechte Nasenloch, atme links ein – dann rechtes Nasenloch öffnen, links schließen – rechts ausatmen. Dann rechts ein, links aus. Mehrere Runden. Hilft, bevor du in heikle Gespräche gehst.
Yoga-Haltung: Matsyasana (Fischhaltung) – Lege dich auf den Rücken, platziere die Hände unter dem Gesäß, Ellbogen eng. Hebe den Brustkorb, lege den Scheitel sanft auf den Boden. Öffne bewusst den Kehlbereich – dein Zentrum für Wahrheit und Ausdruck. Atme ruhig. Diese Haltung aktiviert das Vishuddha-Chakra – dein Kommunikationszentrum.
Alltagstipp: Beginne dein nächstes Update mit einem ehrlichen Satz wie: „Was ich jetzt sage, ist nicht einfach, aber wichtig.“ Oder: „Ich bin mir über diesen Punkt selbst noch nicht ganz klar – und das ist okay.“
Achtsamkeitsübung: Wenn du etwas sagen willst – nimm einen Atemzug und stelle dir drei Fragen:
- Ist es wahr?
- Ist es notwendig?
- Ist es hilfreich?
Wenn du nur zwei davon mit Ja beantworten kannst, formuliere achtsamer – oder schweige.
Serie: Yamas und Niyamas im Business
Dieser Blogbeitrag ist Teil einer 10-teiligen Serie, in der wir alle Yamas und Niyamas in einen Business-Kontext setzen. Hier findest du die anderen Beiträge:
Zum Glück Coaching bei be yogi – Für eine wahrhaftige Führungskultur
Wahrhaftigkeit braucht Mut. Sie wächst nicht von allein, sondern durch innere Arbeit. Im Zum Glück Coaching bei be yogi in Karlsruhe begleiten wir dich auf diesem Weg.
In HappierMe geht es um deine persönliche Integrität als Führungskraft – darum, dein Denken, Fühlen und Handeln in Einklang zu bringen. In HappierWe stärken wir die dialogische Kompetenz in Teams – für eine Kultur, in der Wahrheit gesagt und gehört werden darf. Mit HappierCompany gestalten wir Unternehmen, die auf Ehrlichkeit, Klarheit und Sinn bauen.
Das yogische Wertesystem ist dabei kein moralischer Zeigefinger – sondern ein Kompass für Führung mit Haltung, Herz und Hirn.
Bist du bereit, wahrhaftig zu führen? Dann finde deinen Weg – bei be yogi.