„Wirkliche Führung erkennt: Ich kann nicht alles kontrollieren – aber ich kann mich einlassen.“ – Ishvara Pranidhana ist das fünfte Niyama im Yoga. Es bedeutet Hingabe an das Größere, Vertrauen in den Fluss des Lebens, das Anerkennen, dass wir nicht alles allein steuern können. In einer Businesswelt, die von Kontrolle, Kennzahlen und Planzahlen geprägt ist, klingt das erst einmal wie ein Widerspruch. Doch gerade hier liegt die Kraft dieser Haltung.
Auszug aus einer Unternehmensvision 2030
„Wir gestalten die Zukunft durch strategische Exzellenz und operative Kontrolle. Erfolg entsteht, wenn alles planbar, messbar und kontrollierbar wird.“
Leitgedanke: „Vertrauen ist gut, Steuerung ist besser.“
Führung mit Ishvara Pranidhana heißt: Ich führe bewusst – und lasse zugleich los. Ich tue mein Bestes – und vertraue darauf, dass das Ergebnis nicht allein in meiner Hand liegt. Ich nehme Einfluss, aber ich zwinge nicht. Ich anerkenne die Komplexität und gebe der Dynamik Raum. Es ist eine Form von Verantwortung, die nicht aus Kontrolle entsteht, sondern aus Beziehung.
Führung auf Basis von Vertrauen schafft Raum für Kreativität, Entwicklung und Authentizität. Wer sich selbst dem größeren Zusammenhang eines Unternehmens, eines Teams oder sogar einer gesellschaftlichen Aufgabe hingibt, führt nicht aus dem Ego, sondern aus einem klaren Beitrag heraus. Das verändert alles: Kommunikation wird menschlicher, Entscheidungen nachhaltiger, Fehler nicht versteckt, sondern gemeinsam getragen.
Diese Haltung ist besonders wertvoll in Zeiten von Unsicherheit. Wenn sich Märkte verändern, Teams umstrukturiert werden oder Projekte ins Stocken geraten, braucht es keine Kontrolle – sondern Vertrauen. Wer in diesen Momenten nicht panisch wird, sondern präsent bleibt, gibt dem System Halt. Und das ist es, was Menschen suchen: nicht perfekte Antworten, sondern eine vertrauenswürdige Haltung.
Was bedeutet Hingabe in einer Welt der Selbstwirksamkeit?
In westlich geprägten Führungsidealen gilt: Wer will, der kann. Erfolg ist machbar. Und je klarer ich ziele, desto wahrscheinlicher treffe ich. Das hat Kraft – aber auch eine Schattenseite. Denn nicht alles lässt sich machen. Nicht alles lässt sich erzwingen. Und manchmal beginnt wahre Wirksamkeit erst dort, wo der Wille zur Demut wird.
Die yogische Haltung von Ishvara Pranidhana lädt uns ein, genau das zu erforschen: Wie viel liegt wirklich in meiner Hand? Und was beginnt sich zu entfalten, wenn ich mich nicht nur als Macher, sondern auch als Teil eines größeren Ganzen begreife? Diese Perspektive verändert Führung fundamental. Sie eröffnet die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen, ohne sich alles zuzuschreiben. Verantwortung zu tragen, ohne sich zu überladen. Und Wandel zu gestalten, ohne ihn zu kontrollieren.
Was passiert, wenn Ishvara Pranidhana fehlt?
Führung ohne Vertrauen ins Leben wird zur Daueranstrengung. Alles muss gemanagt, abgesichert, durchgeplant sein. Es entsteht ein Klima des Misstrauens, der Überprüfung, der Zersplitterung. Menschen verlieren das Gefühl für Sinn, weil der Fokus nur noch auf Machbarkeit liegt.
Ohne Hingabe entsteht keine Kreativität. Keine Intuition. Keine Tiefe. Alles wird zur Mechanik. Und das fühlt sich irgendwann leer an – für alle Beteiligten. Führungskräfte, die sich von der Idee lösen, alles kontrollieren zu müssen, sind deshalb keine Schwächeren – sie sind oft die Mutigeren. Denn sie vertrauen nicht blind, sondern bewusst.
Ishvara Pranidhana in die Führung integrieren
Journaling & Reflexion
- Was versuche ich gerade zu kontrollieren, obwohl ich loslassen könnte?
- Wo vertraue ich dem Prozess? Wo nicht? Warum?
- Welche Entscheidung würde ich treffen, wenn ich wirklich vertrauen würde?
- Was bedeutet es für mich, Teil eines größeren Ganzen zu sein?
Meditation: Setze dich in Stille. Atme ruhig. Stelle dir vor, du sitzt am Ufer eines Flusses. Du gibst eine Entscheidung in das Wasser und beobachtest, wie sie getragen wird. Wiederhole innerlich: „Ich gebe mein Bestes – und lasse los.“
Affirmation: „Ich vertraue dem Leben. Ich bin Teil eines größeren Ganzen.“
Atemtechnik: Verlängerte Ausatmung: 4 Sekunden einatmen, 6 bis 8 Sekunden ausatmen. Diese Atemtechnik beruhigt den Geist und öffnet für Vertrauen und Loslassen. Sie bringt das Nervensystem in einen Zustand innerer Sicherheit.
Yoga-Haltung: Balasana (Kindhaltung): Knie dich auf die Matte, bring die Stirn zum Boden, Arme nach vorn oder seitlich abgelegt. Diese Haltung steht für Hingabe, Schutz, Vertrauen. Lass dich vom Boden tragen. Lass dich sinken. Nimm wahr, wie es sich anfühlt, nicht aktiv zu sein – und doch ganz präsent.
Alltagstipp: Akzeptiere bewusst ein Ungewissheitsmoment am Tag, ohne ihn zu kontrollieren. Sag: „Ich weiß es gerade nicht. Und das ist okay.“ Oder: „Ich bin bereit, zu beobachten, bevor ich handle.“
Achtsamkeitsübung: Beobachte, wie du auf unerwartete Wendungen reagierst. Kannst du den Impuls wahrnehmen, sofort eingreifen zu wollen? Und kannst du ihn loslassen? Übe stattdessen das Zuhören, das Raumgeben, das Mitfließen.
Serie: Yamas und Niyamas im Business
Dieser Blogbeitrag ist Teil einer 10-teiligen Serie, in der wir alle Yamas und Niyamas in einen Business-Kontext setzen. Hier findest du die anderen Beiträge:
Zum Glück Coaching bei be yogi – Führung im Einklang mit dem Leben
Ishvara Pranidhana zeigt: Nicht alles liegt in unserer Hand. Aber wir können bewusst wählen, wie wir uns dazu verhalten. Im Zum Glück Coaching bei be yogi in Karlsruhe begleiten wir dich dabei, diese Haltung zu entwickeln.
In HappierMe lernst du, Kontrolle und Vertrauen neu zu balancieren. In HappierWe unterstützen wir Teams darin, gemeinsam in Unsicherheit zu wachsen. Und mit HappierCompany entsteht eine Unternehmenskultur, die nicht auf Angst, sondern auf Vertrauen baut.
Das yogische Wertesystem hilft dir, deine Wirksamkeit neu zu verstehen: als Mitwirkung statt Kontrolle, als Dialog statt Durchgriff. Du wirst erkennen, dass wahre Führung darin liegt, dem Leben mit einer klaren Haltung zu begegnen – nicht mit einem fertigen Plan.
Wenn du lernen willst, mit dem Leben zu führen, statt gegen es zu arbeiten – dann komm zu be yogi.
