„Wer stiehlt, verliert nicht nur Dinge, sondern sich selbst.“ Asteya bedeutet „Nicht-Stehlen“ und ist das dritte Yama im achtgliedrigen Pfad des Yoga. Auf den ersten Blick scheint das klar: nichts mitnehmen, was einem nicht gehört. Doch im tieferen Sinne meint Asteya viel mehr. Es geht um Integrität, Ehrlichkeit im Handeln, Respekt gegenüber Zeit, Ideen, Energie – und gegenüber anderen Menschen. In der Führungspraxis bedeutet Asteya: Ich nutze weder Macht noch Position, um etwas zu erzwingen. Ich entziehe anderen nicht das Vertrauen, die Zeit oder den Raum, den sie brauchen. Ich beute keine Ressourcen aus, um mich selbst besser dastehen zu lassen.
Betreff: Ressourcen clever nutzen – oder: Wie wir mit weniger mehr erreichen
Liebe Kolleg:innen,
wie ihr wisst, sind unsere Budgets aktuell angespannt. Daher nutzen wir bei der bevorstehenden Kampagne das Bildmaterial vom letzten Jahr – niemand wird den Unterschied merken.
Auch unsere neue Broschüre basiert auf Textbausteinen aus dem Mitbewerbervergleich (leicht angepasst – das fällt nicht auf, dass es kopiert ist). Das spart uns Zeit und Geld.
Bitte keine internen Diskussionen dazu. Was zählt, ist das Ergebnis.
Lasst uns einfach clever sein.
Danke für euren Pragmatismus!
Eure Leitung
In einer Businesswelt, in der geistiges Eigentum, Zeit und Aufmerksamkeit zur Ware werden, ist Asteya eine radikale Haltung. Nicht stehlen heißt: Ich nehme mir nicht mehr, als ich brauche. Ich maße mir nichts an, was mir nicht zusteht. Ich lasse andere in ihrer Würde. Ich klaue keine Ideen, keine Credits, keine Energie.
Führungskräfte, die Asteya leben, schaffen ein Umfeld, in dem Vertrauen und Gerechtigkeit die Basis sind. Mitarbeitende erleben: Hier wird nicht getrickst. Hier wird nicht manipuliert. Hier wird nicht mit zweierlei Maß gemessen. Das fördert ein Klima, in dem Leistung, Zusammenarbeit und Eigenverantwortung gedeihen können.
Was passiert, wenn Asteya fehlt?
Wenn Führung sich vor allem daran orientiert, was gerade durchsetzbar oder „clever“ ist, leidet das Fundament. Mitarbeitende fühlen sich ausgenutzt. Wer stets nur „funktionieren“ soll, ohne selbst gestalten zu dürfen, zieht sich zurück. Ideen werden zurückgehalten, Engagement nimmt ab. Wenn Führung ihre Integrität verliert, folgt bald das Vertrauen. Und wo kein Vertrauen ist, entsteht Kontrolle. Ein teures System.
Asteya ist die Einladung, innezuhalten und zu fragen: Stehle ich etwas, bewusst oder unbewusst? Vielleicht die Zeit anderer, indem ich unnötige Meetings ansetze? Vielleicht Energie, indem ich Druck statt Dialog wähle? Vielleicht Ideen, die ich nicht selbst entwickelt habe?
Asteya in die Führung integrieren
Journaling & Reflexion
- Wo nehme ich mir Dinge, die mir nicht zustehen?
- In welchen Momenten greife ich auf fremde Leistung zurück, ohne sie zu würdigen?
- Welche Art von Reichtum (Zeit, Ideen, Anerkennung) könnte ich bewusst teilen?
Meditation: Setze dich mit gerader Wirbelsäule. Lege eine Hand aufs Herz, eine auf den Bauch. Atme tief. Spüre deine innere Integrität. Wiederhole: „Ich bin genug. Ich gebe und empfange im Gleichgewicht.“
Affirmation: „Ich wirke aus Integrität, nicht aus Mangel.“
Atemtechnik Sama Vritti (Gleichmäßiger Atem): Zähle beim Ein- und Ausatmen jeweils bis vier. Halte zwischen Ein- und Ausatmung kurz inne. Dieser Atem bringt Klarheit und Balance, um bewusst Entscheidungen zu treffen.
Yoga-Haltung Tadasana (Berghaltung): Stelle dich aufrecht, Füße parallel, Gewicht gleichmäßig verteilt. Arme locker neben dem Körper. Spanne leicht den Bauch an, hebe dein Brustbein, richte dich innerlich auf. Tadasana ist eine Haltung der Würde und Ehrlichkeit – nach innen wie nach außen.
Alltagstipp: Wertschätze geistiges Eigentum. Nenne in Meetings Quellen, aus denen du Ideen hast. Erlaube deinen Mitarbeitenden, sichtbar zu werden.
Achtsamkeitsübung: Plane für deine nächste Woche bewusste „Geben-Zeiten“ ein. Momente, in denen du Wissen, Aufmerksamkeit oder Zeit verschenkst – ohne direkten Nutzen.
Serie: Yamas und Niyamas im Business
Dieser Blogbeitrag ist Teil einer 10-teiligen Serie, in der wir alle Yamas und Niyamas in einen Business-Kontext setzen. Hier findest du die anderen Beiträge:
Zum Glück Coaching bei be yogi – Integrität leben, statt sie zu verlangen
Asteya führt uns zurück zum Wesentlichen: Führung beginnt mit Vorbild. Im Zum Glück Coaching bei be yogi in Karlsruhe geht es nicht um moralische Appelle, sondern um bewusstes Erkennen und Verändern von Mustern.
In HappierMe arbeitest du an deinem inneren Kompass als Führungskraft. In HappierWe stärken wir Teams in Eigenverantwortung, Wertschätzung und Balance. Und mit HappierCompany schaffen wir Organisationskulturen, in denen Geben und Nehmen in gesundem Fluss stehen.
Das yogische Wertesystem bietet dabei einen Rahmen, um Integrität zu kultivieren – nicht als starres Ideal, sondern als lebendige Praxis im Alltag.
Wenn du in deinem Führen wieder mehr Klarheit, Anstand und Respekt erleben willst: Willkommen bei be yogi.