„Wer seine Energie zerstreut, verliert seine Kraft. Wer sie bündelt, gewinnt Klarheit.“ – Brahmacharya wird häufig mit Enthaltsamkeit übersetzt – doch im yogischen Kontext bedeutet es viel mehr: Energiezentrierung, bewusster Umgang mit den eigenen Kräften, Disziplin im Sinne innerer Ausrichtung. Für Führungskräfte ist Brahmacharya eine Erinnerung daran, dass wahre Kraft nicht im Dauerfeuer liegt, sondern im bewussten Fokus.
In der Arbeitswelt erleben viele Führungspersönlichkeiten eine permanente Fragmentierung: Termine jagen einander, Erwartungen kommen von allen Seiten, die eigene Erschöpfung wird zur Normalität. Wer Brahmacharya lebt, lernt: Ich muss nicht immer geben. Ich darf meine Energie einteilen. Ich darf fokussieren, statt mich zu zerstreuen. Und vor allem: Ich darf Nein sagen.
Auszug aus dem internen Leadership-Leitfaden (Version 5.3)
Leadership bedeutet: Ständige Erreichbarkeit.
Unsere Kunden erwarten schnelle Reaktionszeiten – auch außerhalb der Kernarbeitszeiten.
Wer führt, geht voran: Engagement zeigt sich durch Präsenz, Tempo, Leistung.
„Ich bin immer da, wenn man mich braucht“ ist kein Schwächezeichen, sondern unser Anspruch an moderne Führung.
Work-Life-Balance ist wichtig – aber nicht auf Kosten der Performance.
Danke für euer Vorbild.
Brahmacharya bedeutet auch: Ich verschwende keine Energie auf Nebenschauplätzen. Ich zentriere mich immer wieder auf das, was wirklich wesentlich ist. Führung, die aus dieser Energie heraus geschieht, ist klarer, ruhiger, authentischer. Und langfristig wirksamer.
Diese Haltung bringt nicht nur der Führungskraft selbst mehr Kraft und Klarheit, sondern sie verändert das gesamte System. Teams spüren, ob Entscheidungen hektisch oder in Ruhe getroffen wurden. Sie merken, ob jemand aus einem inneren Ja oder aus einem getriebenen Muss heraus agiert. Wenn Führungskräfte mit ihrer Energie haushalten und ihre Aufmerksamkeit bewusst lenken, entsteht eine Qualität von Präsenz, die inspiriert.
Was passiert, wenn Brahmacharya fehlt?
Führungskräfte, die sich ständig verausgaben, verlieren nicht nur ihre Leistungsfähigkeit – sie verlieren auch ihre innere Stimme. Ohne gesunde Grenzen wird Energie zum Streugut. Meetings werden zur Dauerpräsenz, statt zur bewussten Intervention. Entscheidungen werden reaktiv, nicht reflektiert. Und irgendwann kippt das System: in Erschöpfung, Zynismus oder Kontrollzwang.
Zudem senden unausgeglichene Führungskräfte ein klares Signal an ihr Umfeld: Nur wer sich aufopfert, ist wertvoll. So entsteht ein Klima der Daueranspannung – für alle. Mitarbeitende übernehmen diese Haltung, arbeiten ebenfalls über ihre Grenzen hinaus und erleben, dass Selbstfürsorge als Schwäche gilt. Das Resultat: steigende Krankenstände, sinkende Motivation und eine Unternehmenskultur der ständigen Erschöpfung.
Führung, die ihre eigene Mitte verloren hat, kann andere nicht halten. Doch wer bewusst mit seinen Ressourcen umgeht, schafft neue Räume für Kreativität, Dialog und Entwicklung. Brahmacharya ist dabei kein Rückzug von der Welt, sondern ein bewusster Umgang mit ihr.
Brahmacharya in die Führung integrieren
Journaling & Reflexion
- Wofür gebe ich meine Energie im Moment aus? Was davon ist wirklich sinnvoll?
- Was entzieht mir Energie? Was schenkt mir Kraft?
- Welche Grenzen möchte ich (wieder) setzen?
- Was würde sich ändern, wenn ich nur noch Ja sage, wenn ich es auch meine?
Meditation: Schließe die Augen. Atme tief ein und aus. Visualisiere deine Energie wie ein Lichtstrahl, der aus deinem Zentrum nach außen wirkt. Wiederhole innerlich: „Ich achte meine Kraft. Ich wähle, wo ich wirke.“
Affirmation: „Meine Energie ist kostbar. Ich verwende sie weise.“
Atemtechnik Bhramari (Bienensummenatmung): Setze dich aufrecht hin, schließe die Augen. Atme tief ein. Beim Ausatmen summe leise wie eine Biene. Der Klang beruhigt das Nervensystem und schenkt sofortigen Fokus.
Yoga-Haltung Virabhadrasana II (Krieger 2): Stelle dich in eine weite Grätsche. Drehe den rechten Fuß nach außen, beuge das rechte Knie. Strecke beide Arme auf Schulterhöhe. Blick über die vordere Hand. Spüre Kraft und Ausrichtung zugleich. Diese Haltung vereint Standfestigkeit mit Zentrierung und hilft dir, deinen Fokus zu stabilisieren.
Alltagstipp: Plane jeden Tag zwei 15-Minuten-Inseln ohne Termine, Mails oder Gespräche. Nutze sie für deinen Atem, einen Tee oder einfach nur Stille. Auch ein bewusster Spaziergang ohne Handy kann Wunder wirken.
Achtsamkeitsübung: Bevor du Ja zu einer Anfrage sagst, stelle dir innerlich die Frage: Habe ich die Energie dafür? Oder kostet es mich mehr, als es nützt? Spüre ehrlich nach – und antworte bewusst.
Serie: Yamas und Niyamas im Business
Dieser Blogbeitrag ist Teil einer 10-teiligen Serie, in der wir alle Yamas und Niyamas in einen Business-Kontext setzen. Hier findest du die anderen Beiträge:
Zum Glück Coaching bei be yogi – Energiezentriert statt dauergestresst führen
Brahmacharya lehrt Führungskräfte, ihre Energie wieder zu sich zurückzuholen. Im Zum Glück Coaching bei be yogi in Karlsruhe unterstützen wir dich dabei, dich neu zu fokussieren.
Mit HappierMe findest du zurück in deinen inneren Rhythmus. In HappierWe schaffen wir Raum für echte Regeneration im Team. Und mit HappierCompany etablieren wir Strukturen, in denen Pausen kein Luxus, sondern Bestandteil von Leistung sind.
Das yogische Wertesystem hilft dir dabei, nicht schneller zu werden, sondern stimmiger. Nicht lauter, sondern klarer. Nicht mehr zu leisten, sondern gezielter zu wirken.
Wenn du als Führungskraft wieder aus deiner Mitte heraus wirken willst – dann finde deinen Weg bei be yogi.