„Selbstreflexion ist kein Luxus, sondern ein Muskel für bewusste Führung.“ – Svadhyaya, das vierte Niyama im Yoga, bedeutet Selbststudium – die bewusste Auseinandersetzung mit sich selbst. Es ist die Einladung, innezuhalten und zu fragen: Wer bin ich? Was treibt mich? Was wiederholt sich in meinem Denken, Fühlen, Handeln?
Auszug aus einem Coaching-Call mit einem Manager in der Umstrukturierungsphase
Coach: „Wie fühlen Sie sich mit Ihrer Entscheidung?“
Manager: „Ich weiß es nicht genau. Ich habe die Entscheidung getroffen, weil sie logisch erschien. Aber ich wollte nicht zu genau hinschauen. Ich hatte Angst vor dem, was ich in mir entdecke – Zweifel, Unsicherheit, vielleicht auch ein Gefühl von Schuld.“
In einer Führungsrolle ist diese Fähigkeit essenziell. Ohne Reflexion wiederholen sich Muster. Entscheidungen werden nicht getroffen, sondern re-inszeniert. Unverarbeitete Emotionen beeinflussen das Miteinander. Kritik wird abgewehrt. Feedback wird als Angriff empfunden.
Führung, die auf Svadhyaya basiert, ist bereit zu lernen. Sie geht nicht von einem fertigen Selbst aus, sondern von einem sich entwickelnden Selbst. Diese Haltung schafft Raum für Tiefe, für Authentizität, für Entwicklung – im eigenen Inneren wie im Außen. Sie führt zu einer Haltung des Zuhörens, auch sich selbst gegenüber. Und sie fördert die Fähigkeit, unangenehme Wahrheiten zu erkennen, ohne sie sofort bewerten zu müssen.
Was passiert, wenn Svadhyaya fehlt?
Führung ohne Selbstreflexion bleibt an der Oberfläche. Symptome werden behandelt, Ursachen ignoriert. Missverständnisse werden als Kommunikationsfehler gedeutet, nicht als Ausdruck unbewusster Strukturen. Konflikte wiederholen sich in verschiedenen Projekten, mit anderen Gesichtern, aber ähnlichen Dynamiken.
Wenn Svadhyaya fehlt, fehlt auch eine echte Verbindung zum eigenen Warum. Entscheidungen werden aus Pflichtgefühl getroffen oder aus Angst vor Versagen, nicht aus innerer Klarheit. Und Mitarbeitende spüren das. Denn wer sich selbst nicht führen kann, wird auch andere nur schwer in ihrer Tiefe erreichen. Es entsteht ein Klima der Überforderung, des Reagierens statt Gestaltens. Dabei braucht es gerade in komplexen Zeiten Führung, die sich selbst befragt, bevor sie antwortet.
Svadhyaya in die Führung integrieren
Journaling & Reflexion
- Wo habe ich zuletzt unbewusst gehandelt?
- Welche Haltung lag meinen Entscheidungen zugrunde?
- Wo habe ich mich selbst überrascht – positiv oder negativ?
- Was möchte ich über mich selbst besser verstehen?
- Welche Rückmeldungen haben mich zuletzt irritiert – und warum?
Meditation: Setze dich aufrecht und ruhig. Atme tief ein und aus. Rufe dir eine wiederkehrende Konfliktsituation ins Gedächtnis. Beobachte deine Reaktionen, ohne zu werten. Wiederhole innerlich: „Ich bin bereit, mich ehrlich zu sehen.“ Spüre die Bereitschaft, auch unangenehme Erkenntnisse zu integrieren – liebevoll und wach.
Affirmation: „Ich öffne mich für Selbsterkenntnis und Entwicklung. Ich wachse in Verbindung mit mir selbst.“
Atemtechnik: Nadi Shodhana (Wechselatmung): Diese Atemtechnik harmonisiert rechte und linke Gehirnhälfte, fördert innere Balance und Klarheit. Sie ist besonders hilfreich vor Feedbackgesprächen oder in Phasen der Entscheidungsfindung.
Yoga-Haltung: Ardha Matsyendrasana (Drehsitz): Diese Haltung unterstützt die Wirbelsäule, massiert die inneren Organe und symbolisiert den Blick zurück und nach vorn zugleich. Sie fördert das Loslassen alter Sichtweisen und das Einnehmen neuer Perspektiven. Halte die Haltung achtsam für einige Atemzüge und nutze sie als Einladung zur inneren Einkehr.
Alltagstipp: Plane einmal pro Woche 30 Minuten „Führungs-Reflexionszeit“. Ohne To-dos. Nur mit der Frage: Was habe ich über mich gelernt? Was habe ich vermieden zu sehen? Und was würde sich ändern, wenn ich es zulasse?
Achtsamkeitsübung: Führe ein Muster-Tagebuch: Notiere über mehrere Tage hinweg Situationen, in denen du dich emotional aus dem Gleichgewicht gebracht fühltest. Was war der Auslöser? Was das wiederkehrende Thema? Welche alternative Handlung wäre möglich gewesen? Ergänze dieses Tagebuch durch einen regelmäßigen Austausch mit einem vertrauensvollen Kollegen oder Coach – um blinde Flecken gemeinsam sichtbar zu machen.
Serie: Yamas und Niyamas im Business
Dieser Blogbeitrag ist Teil einer 10-teiligen Serie, in der wir alle Yamas und Niyamas in einen Business-Kontext setzen. Hier findest du die anderen Beiträge:
Zum Glück Coaching bei be yogi – Bewusst führen beginnt bei dir
Svadhyaya erinnert uns: Führung beginnt im Innen. Im Zum Glück Coaching bei be yogi in Karlsruhe begleiten wir dich dabei, deine blinden Flecken zu entdecken und deine innere Klarheit zu stärken.
Mit HappierMe entwickelst du Selbstführung als Haltung, nicht als Technik. In HappierWe entdecken Teams, wie viel Stärke in ehrlicher Selbstreflexion liegt. Und mit HappierCompany gestalten wir Organisationen, in denen Lernen nicht als Schwäche, sondern als Stärke gilt.
Das yogische Wertesystem macht sichtbar, dass der Weg zu tiefer Wirksamkeit nicht außen beginnt – sondern im eigenen Inneren. Dort, wo echte Entwicklung beginnt. Dort, wo du erkennst: Ich kann mein Denken ändern. Und damit meine Wirkung.
Wenn du deine Führung vertiefen willst, ohne dich zu verlieren – dann komm zu be yogi.